Blickpunkte in die Medizingeschichte des 19. Jahrhunderts

Blickpunkte in die Medizingeschichte des 19. Jahrhunderts

 

 

 

von: Wolfgang Hach, Viola Hach-Wunderle

Schattauer GmbH, Verlag für Medizin und Naturwissenschaften, 2008

ISBN: 9783794564262

Sprache: Deutsch

145 Seiten, Download: 3749 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Blickpunkte in die Medizingeschichte des 19. Jahrhunderts



1 Zur Geschichte der Medizin (S. 1)

Die Heilkunde hatte sich schon im Altertum zu einer großen Blüte entwickelt und stand bei den meisten Völkern in inniger Beziehung zu religiösen Kulten. Vielfach wurde sie von Priestern ausgeübt, so bei den Ägyptern, Indern, den alten Griechen und Römern. Im Mittelalter kümmerten sich die Mönche in den Klostern um die Wissenschaften. Insbesondere die Benediktiner aus Italien trugen ihre Kenntnisse der Medizin mit der christlichen Lehre in alle Welt hinaus, auch nach Deutschland.

Die heutige Spezialisierung der Heilkunde in Chirurgie und Innere Medizin war im Mittelalter durch tiefe, unüberbrückbare Gräben der Zuständigkeiten getrennt. Den höchsten Rang nahmen die auf den Universitäten ausgebildeten Ärzte, die »Doctores« ein. Sie hatten eine den Rittern vergleichbare Anerkennung.

Dagegen zählten die Wundärzte, die Chirurgen, zum Stand der Handwerker. Sie absolvierten eine Lehre und waren dann in einem Geschäft tätig, das zu der Zunft der Bader und Bartscherer oder Zunft der Schmiede gehörte. Manche Wundärzte wie »der berühmte Doctor Eisenbarth « zogen wie ein Zirkus von Ort zu Ort und boten auf den Jahrmärkten ihre Operationskünste und Arzneien an.

Bis in die Neuzeit hinein bestanden in Deutschland zwischen den Ärzten und Chirurgen keine engen Beziehungen. In Paris wurde 1731 die erste Académie de chirurgie gegründet und dann elf Jahre später, anno 1742, mit denselben Privilegien versehen wie die medizinische Fakultät. In dieser Hinsicht ging Frankreich den anderen europäischen Staaten mit seiner ganzheitlichen Auffassung der Medizin voraus.

In Deutschland hatte König Friedrich Wilhelm I in seiner Resolution von 1723 erstmals eine gemeinsame Ausbildung von Ärzten und Chirurgen am Collegium medico-chirurgicum angeordnet. Die Überwindung der Trennung von Arzt und Chirurg wurde endgültig aber erst 1852 erreicht.

Wie die Ärzte gehörten auch die Apotheker und die Hebammen keiner Zunft an. Sie mussten sich aber schon seit 1685 dem Chur-Brandenburgischen Medizinaledikt des Großen Kurfürsten unterwerfen, weil »in denen sachen welche die apoteker, balbirer, bader, oculisten und steinschneider, hebammen und waß sonsten zur erhaltung menschlichen geschlechtes und dessen gesundheit Gott angewiesen, und eigentlich unter die Medicinische Facultät gehöret, eine grosse unordnung, nachlässigkeit, und allerley schädliche irrthümer im gantzen lande fürgehen das man sich darüber verwundern muß, wenn man es höret«.

Bereits im 11. und 12. Jahrhundert entstand in Europa eine Reihe von Universitäten. Die erste deutsche Hochschule wurde 1348 in Prag gegründet, dann folgten Wien, Heidelberg, Köln, Erfurt und andere nach111. Als eine der letzten öffnete die Johann-Wolfgang- Goethe-Universität in Frankfurt am Main am 26. Oktober 1914 ihre Pforten. Der Universität wurde das berühmte Staatliche Institut für experimentelle Therapie unter der Leitung von Paul Ehrlich (1854–1915) angegliedert.

2 Innere Medizin
Der Begriff Innere Medizin als Spezialgebiet der allgemeinen Krankheitslehre konnte in seiner heutigen Bedeutung erst entstehen, nachdem die Chirurgie nicht mehr als Handwerk galt, sondern an der Universität im Rahmen des Studiums der Medizin gelehrt wurde, in Preußen also ab 1852.

De facto vollzog sich der Übergang von den Lehren der Antike und des Mittelalters zur naturwissenschaftlichen Medizin in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, und zwar dank der geläuterten physiologischen und allgemein pathologischen Anschauungen. In Deutschland ging der führende Einfluss von der Berliner Schule unter Johann Schönlein und der Jüngeren Wiener Schule unter Joseph Skoda aus.

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