Der Kalte Krieg (Originalausgabe)

Der Kalte Krieg (Originalausgabe)

 

 

 

von: Bernd Stöver

C.H.Beck, 2006

ISBN: 9783406480140

Sprache: Deutsch

131 Seiten, Download: 890 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Der Kalte Krieg (Originalausgabe)



I. Der Beginn des Kalten Krieges (S. 13)

1. Der Ost-West-Konflikt seit 1917

Zeitgenossen, wie der französische Philosoph und Politiker Alexis de Toqueville (1805–1859), sahen einen Konflikt zwischen den aufstrebenden Mächten USA und Rußland bereits im 19. Jahrhundert voraus. Bezeichnenderweise glaubte Toqueville in seiner berühmten Darstellung Über die Demokratie in Amerika (1835), daß der wichtigste Auslöser der ideologische Gegensatz sein werde: Das idealistisch verstandene demokratische Prinzip in den Vereinigten Staaten stehe dem monarchischen Prinzip unvereinbar gegenüber.

Tatsächlich war die berühmte außenpolitische Rede des amerikanischen Präsidenten James Monroe von 1823, die dann zwanzig Jahre später zur «Monroe-Doktrin» völkerrechtlich umgedeutet wurde und während des Kalten Krieges eine wichtige Rolle spielte, eine politische Kampfansage der Demokratie an die «Despoten» gewesen.

Monroe hatte sich allerdings vorwiegend gegen die befürchtete Einmischung der Heiligen Allianz auf der Seite Spaniens gegen die südamerikanischen Kolonien sowie gegen Rußlands Expansionsbestrebungen an der Nordwestspitze des amerikanischen Kontinents aussprechen wollen. Er postulierte dafür ein prinzipielles Interventionsverbot europäischer Mächte in diesem Raum.

In den Ausführungen des US-Präsidenten von 1823 wie in der späteren Monroe-Doktrin war zudem noch ein zweiter Aspekt enthalten, der den ideologisch-politischen Konflikt unterstrich. Monroe hatte in einer aus der Rede entfernten Passage der griechischen Befreiungsbewegung, die damals gegen das Osmanische Reich kämpfte, die ideologische Unterstützung der USA zugesichert.

1830 erfolgte eine solche Erklärung auch für die polnische Freiheitsbewegung, 1849 für die aufständischen Ungarn. Als in der Anfangszeit des Kalten Krieges die Konzepte für eine Befreiung Osteuropas von der sowjetischen Herrschaft im US-Kongreß diskutiert wurden, waren es exakt diese Traditionen, die zur Begründung herangezogen wurden.

Der ideologische Gegensatz zwischen Rußland und den USA verschärfte sich im 19. Jahrhundert noch einmal in den 1880er Jahren, als nach der Ermordung des Zaren Alexander II. die Unterdrückung revolutionärer Bewegungen in Rußland zunahm. Besonders intensiv wurde der ideologische Gegensatz dann nach der Russischen Revolution 1917. Der Westen versagte den Bolschewiki jede Anerkennung.

Die «Vierzehn Punkte», das Friedensprogramm des amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson im Januar 1918, waren daher nicht nur ein westliches Konzept gegen die Monarchien der Mittelmächte, sondern auch gegen die Bolschewiki und ihre «Diktatur des Proletariats».

Der ideologische Konflikt war hier bereits in seinen Grundzügen vorhanden: Der weltweite Anspruch beider Weltanschauungen war offensichtlich, und auch der Ansatz zur Blockbildung war unverkennbar: An der militärischen Intervention britischer, französischer und japanischer Verbände in Rußland auf Seiten der «weißen» antibolschewistischen Truppen 1918 beteiligten sich dann auch die USA. Rund 10 000 Soldaten wurden für einige Monate nach Murmansk und Wladiwostok geschickt.

Während die 1922 gegründete «Union der sozialistischen Sowjetrepubliken» (UdSSR) von Deutschland, dem großen Verlierer des Ersten Weltkrieges, diplomatisch anerkannt wurde, entschieden sich die USA erst 1933 unter Franklin D.Roosevelt zur Anerkennung. Seit 1922 unterhielt Washington allerdings eine Gesandtschaft in Riga, die regelmäßig über die Sowjetunion berichtete.

Auch diese Meldungen der «Rigaer Sektion» hatten bereits Einfluß auf den späteren Kalten Krieg. George Kennans Anschauungen über die Sowjetunion, die die Grundlage für seine ab 1945/46 entwickelte «Eindämmungspolitik» waren, wurden hier geprägt. Ab 1929 absolvierte er in Riga einen Teil seiner diplomatischen Ausbildung.

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