Die Kreuzzüge

Die Kreuzzüge

 

 

 

von: Peter Thorau

C.H.Beck, 2007

ISBN: 9783406508387

Sprache: Deutsch

129 Seiten, Download: 694 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Die Kreuzzüge



II.Von Piacenza nach Clermont: Der Aufruf zum Kreuzzug (S. 24)

Um ihrem Ersuchen groseren Nachdruck zu verleihen, hoben denn wohl auch die kaiserlichen Gesandten, die sich auf dem Konzil von Piacenza im Marz 1095 einfanden, besonders die religiose Komponente hervor. Da es 1054 unter anderem wegen dogmatischer Streitigkeiten zum Schisma zwischen den Kirchen Roms und Konstantinopels gekommen war, scheinen sie nicht nur erneut die Kirchenunion, die dem Papst ein Anliegen war, in Aussicht gestellt, sondern auch betont zu haben, das westliche Hilfe fur die ostliche Christenheit angesichts der klug vorgeschobenen Bedrohung durch die Muslime dringend not tue.

Der theologischen und emotionalen Bedeutung Jerusalems sehr wohl gewahr, scheinen sie sogar die Befreiung der Heiligen Stadt vom heidnischen Joch geschickt mit ins Spiel gebracht zu haben, obwohl es ihrem kaiserlichen Auftraggeber letztlich nur um den Kampf gegen die Seldschuken in Kleinasien ging. Wie die zu Piacenza versammelten Pralaten das Hilfeersuchen Kaiser Alexios’ I. aufnahmen, ist nicht bekannt.

Papst Urban II. (1088-1099) allerdings durfte es nicht ganz unwillkommen gewesen sein. Mitten im sogenannten Investiturstreit im Konflikt mit dem romisch-deutschen Kaiser Heinrich IV. (1056-1106) und dem von diesem favorisierten Gegenpapst Clemens III. (1084-1100), war seine Autoritat noch in Frage stehend und regional beschrankt.

Insofern war es fur Urban ein betrachtlicher diplomatischer Erfolg und eine erhebliche Aufwertung seiner angefochtenen Stellung, das sich der Kaiser des Ostens mit seiner Bitte an ihn wandte und nicht an seinen Konkurrenten auf dem Stuhle Petri. Die mogliche Wiederherstellung der Kirchenunion, verbunden mit einem von ihm initiierten bzw. unterstutzten Kriegszug zur Befreiung der orientalischen Christen und Kirchen, der sich in den seit langem von der Kirche geforderten Heidenkampf einfugte und diesen nach Osten hin ausdehnte, muste zudem seinem Anspruch Geltung verschaffen, das spirituelle Oberhaupt der gesamten Christenheit zu sein.

Im Sommer 1095 begab sich Urban II. nach Frankreich, wo er am 15. August ein concilium generale einberief, das im November in Clermont in der Auvergne tagen sollte. Auf der anschliesenden Rundreise durch das sudliche Frankreich scheint Urban in zahlreichen Gesprachen dieses Konzil grundlich vorbereitet zu haben. Und es spricht vieles dafur, das es dabei auch um das Hilfeersuchen von Piacenza ging respektive um die Aufstellung eines Ritterheeres fur den geplanten Kriegszug in den Orient.

Am 18. November trat schlieslich in Clermont das Konzil zusammen, das seine welthistorische Bedeutung dem dort verkundeten Aufruf zum Kreuzzug verdankt. Doch zunachst unterschied es sich in nichts von fruheren Konzilien. Ganz im Sinne der gregorianischen Kirchenreform ging es um Fragen der Kirche im allgemeinen und solche der franzosischen im besonderen.

Viele fruhere Rechtsbestimmungen wurden wiederholt und neue erlassen, sei es gegen die Laieninvestitur, die Eheschliesungen von Geistlichen und den simonistischen Amterkauf oder in bezug auf den Gottesfrieden, der die Fehde an bestimmten Tagen verbot und bestimmte Personenkreise unter besonderen Schutz stellte. Verhandelt wurde auch das aus kirchlicher Sicht ehebrecherische Verhalten Philipps I. von Frankreich.

Da sich der Konig aber nicht in seine Beziehung hineinreden lassen wollte, wurde er schlieslich ebenso exkommuniziert wie erwartungsgemas der Konkurrenzpapst Clemens III. Das Urban II. aber einem der mindestens 32 Tagesordnungspunkte wohl von Anfang an eine besondere Bedeutung beigemessen hatte, zeigte sich erst gegen Ende des Konzils.

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