Handbuch der Pädagogischen Psychologie (Handbuch der Psychologie, Bd. 10)

Handbuch der Pädagogischen Psychologie (Handbuch der Psychologie, Bd. 10)

 

 

 

von: Wolfgang Schneider, Marcus Hasselhorn

Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG, 2008

ISBN: 9783840918636

Sprache: Deutsch

772 Seiten, Download: 6477 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

geeignet für: Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen PC, MAC, Laptop


 

eBook anfordern

Mehr zum Inhalt

Handbuch der Pädagogischen Psychologie (Handbuch der Psychologie, Bd. 10)



Lernmotivation und Interesse (S. 38)

Learning Motivation and Interest
Ulrich Schiefele
1 Einleitung
Die Bedeutung motivationaler Lernermerkmale basiert zum einen auf empirischen Studien, die belegen, dass bestimmte Formen der Lernmotivation (LM) den Lernerfolg begünstigen (z.B. Pintrich, 2000). Zum anderen sind hoch lernmotivierte Schüler nicht nur aus Leistungsgründen wünschenswert, sondern auch weil der Unterricht mit motivierten Schülern konfliktfreier, reibungsloser und effizienter abläuft (Helmke, 2003). Sowohl für Schüler als auch Lehrer ergibt sich in diesem Fall eine höhere Erlebensqualität, die jedoch indirekt auch den Lernerfolg begünstigen kann. Schließlich sind Motivation und (vor allem) Interesse wichtig, weil sie dafür sorgen, dass Schüler auch langfristig danach streben, sich mit bestimmten Fächern auseinanderzusetzen (z.B. in Studium und Beruf).

Obwohl LM und Interesse in der Alltagssprache von Schülern und Lehrern häufig gleichgesetzt werden, handelt es sich um klar unterscheidbare – wenn auch eng verwandte – Konstrukte (vgl. Schiefele, 1996). Unter LM soll der in einer konkreten Situation aktuell auftretende Zustand verstanden werden, über einen gegebenen Lerngegenstand Wissen erwerben zu wollen.

Diese aktuelle Motivation kann dahingehend differenziert werden, ob und welche Handlungsfolgen (z.B. soziale Anerkennung) bzw. tätigkeitsspezifischen Anreize (z.B. Kompetenzerleben) angestrebt werden. Die Forschung hat sich in der Vergangenheit insbesondere mit den Bedingungen (z. B. Selbstkonzept eigener Fähigkeit) und Folgen (z.B. Lerngewinn) von LM befasst. Das fachbezogene Interesse gehört dabei zu den Bedingungen der LM.

2 Begriffsklärung

2.1 Motivation und Motiv

Die Motivationspsychologie unterscheidet üblicherweise zwischen „Motivation" und „Motiv" (z.B. Rheinberg, 2006b). Während die Motivation – wie oben bereits angesprochen – als situationsspezifische, aktuelle Verhaltensbereitschaft zu verstehen ist, bezeichnen Motive überdauernde Eigenschaften der Person. Aufgrund biologisch-evolutionärer Theorien und Befunde wird nur eine relativ geringe Zahl von Motiven unterschieden (vgl. Schneider & Schmalt, 2000).

Davon ist für den Lernbereich neben dem Neugier- und dem Anschlussmotiv vor allem das Leistungsmotiv relevant. Für Personen mit stark ausgeprägtem Leistungsmotiv ist dabei das Erleben eigener Kompetenz und Tüchtigkeit von besonders großer Bedeutung. Motive stellen Bedingungen des Entstehens aktueller Motivation (Aktualgenese) dar. Sie werden durch bestimmte Situationsmerkmale (z. B. Anregung von Wettbewerb) aktiviert und führen dann zu einer entsprechenden Motivation.

Rheinberg (2006b, S. 15) definiert Motivation als eine „aktivierende Ausrichtung des momentanen Lebensvollzugs auf einen positiv bewerteten Zielzustand". Motive sind nach seiner Ansicht dagegen als überdauernde Bewertungsvorlieben aufzufassen, d. h. als stabile Präferenzen für das Erleben spezifischer Zustände.

2.2 Aktuelle und habituelle Lernmotivation
Während die aktuelle Motivation und die Bedingungen ihrer Entstehung meist aus allgemeinpsychologischer Sicht von Interesse sind, fragt die Pädagogische Psychologie bevorzugt nach den Bedingungen und Auswirkungen habitueller LM. Darunter versteht man das wiederholte bzw. gewohnheitsmäßige Auftreten einer bestimmten Form aktueller Motivation, im Sinne eines relativ überdauernden Persönlichkeitsmerkmals (vgl. Pekrun, 1988). Beobachten wir z. B., dass eine Schülerin häufig deshalb zum Lernen motiviert ist, weil sie ein Lob ihres Lehrers erwartet, dann kann ihr eine hohe Ausprägung habitueller sozial-lehrerbezogener Motivation zugesprochen werden.

Kategorien

Empfehlungen

Service

Info/Kontakt