Magersucht und Bulimie - Mut für Betroffene, Angehörige und Freunde

Magersucht und Bulimie - Mut für Betroffene, Angehörige und Freunde

 

 

 

von: M. Fichter

Karger, 2007

ISBN: 9783805582087

Sprache: Deutsch

116 Seiten, Download: 1801 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

geeignet für: Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen PC, MAC, Laptop


 

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Magersucht und Bulimie - Mut für Betroffene, Angehörige und Freunde



3 Mythen und Fehlinformationen über Ernährung und Essstörungen von A bis Z (S. 27-28)

Wir können etwas positiv definieren durch eine Beschreibung dessen, was es ist, zum Beispiel: «Ein Fußball ist ein runder Gegenstand.» Wir können diese positive Definition noch ergänzen durch Aussagen, was etwas nicht ist: «Ein Fußball hat keine Ecken. Ein Fußball ist nicht so klein wie ein Tennisball und nicht so groß wie ein Basketball. Ein Fußball ist nicht so schwer wie Beton und nicht so leicht wie Gas.» Sowohl die positive Definition als auch Aussagen dazu, was etwas nicht ist, helfen uns, das Wesen dessen, was definiert werden soll, genauer zu verstehen. Die folgenden pointierten Aussagen sollen mit einigen Mythen und Fehlinformationen aufräumen, die zum Thema Essstörungen kursieren.

A Essgestörte müssen sich nur zusammenreißen, dann bekommen sie wieder alles in den Griff. – Diese Aussage ist falsch!
Richtig ist: Magersucht, Bulimia nervosa und die «Binge-Eating»-Störung sind Krankheiten.Wenn diese voll ausgeprägt sind, ist es kaum möglich, sie aus eigener Kraft zu überwinden. Die Betroffenen brauchen Verständnis und Unterstützung von anderen und sollten ermutigt werden, eine Therapie aufzunehmen.

B Essstörungen sind nur pubertäres Oppositionsverhalten gegenüber Eltern oder Lehrern. Am besten, man lässt sich nicht provozieren. Das wächst sich aus. – Diese Aussage ist falsch!
Richtig ist: Oppositionelles, auflehnendes Verhalten kann zwar im Rahmen einer Essstörung vorkommen. Es erklärt aber nicht wirklich die Essstörung. Einer Essstörung liegt ein alles durchdringendes Gefühl von Unzulänglichkeit und ein tiefer Mangel an Selbstwertgefühl zugrunde, auch wenn manche Betroffenen dies durch «cooles» Verhalten überspielen können.

C Wenn eine Magersüchtige wieder ein normales Gewicht erlangt hat, ist sie gesund. – Diese Aussage ist falsch!
Richtig ist: Untergewicht ist nur eines der diagnostischen Kriterien für Magersucht, in Abgrenzung zu Bulimia nervosa und anderen Essstörungen. Magersüchtige haben aber auch eine verzerrte Selbstwahrnehmung und verzerrte Gedanken über sich selbst. Die Magersucht veranlasst die Betroffene, abzunehmen oder ihr niedriges Gewicht zu halten.Hat sich ihr Gewicht zum Beispiel aufgrund äußeren Drucks durch Angehörige oder in der Therapie normalisiert, bedeutet dies nicht unbedingt, dass auch die verzerrte Selbstwahrnehmung und die Magersuchtgedanken verschwunden sind. Allerdings ist eine Gewichtszunahme bis hin zum Normalgewicht im Rahmen einer Therapie meistens ein Zeichen für eine positive weitere Entwicklung. Die Menschen im Umfeld einer Magersüchtigen dürfen jedoch nicht erwarten, dass sich mit dem neuen Gewicht das Thema Magersucht erledigt hat.

D Eine Diät ist der effektivste Weg abzunehmen. – Diese Aussage ist falsch! Richtig ist: Harsche Diäten stellen einen erheblichen Eingriff in den Stoffwechsel dar. Der Körper weiß nicht, warum ihm weniger Nahrung angeboten wird. Über die Jahrhunderttausende der Evolution der Menschheit haben sich hervorragende Stoffwechselreaktionen herausgebildet, um Zeiten von Nahrungsknappheit zu überleben. Durch Fasten oder Diäten gerät der Körper in einen Hungerzustand (Starvation), was zu Folge hat, dass der Stoffwechsel auf Sparflamme geschaltet wird.Wenn nach einer Fasten- oder Diätphase wieder genügend Nahrung zugeführt wird, versucht der Körper, einen Teil davon für Zeiten der Nahrungsknappheit zu speichern. In der heutigen Zeit von Nahrungsüberfluss in Industrieländern gibt es viele Menschen, die zeitweilig fasten oder Diäten machen und nur wenige davon bekommen eine Essstörung. Allerdings gibt es kaum eine Essgestörte, bei der nicht exzessive Diäten am Anfang der Essstörung standen.

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