Achtsam und gelassen im Job - Bei Stress selbst aktiv werden. Mit Online-Material

Achtsam und gelassen im Job - Bei Stress selbst aktiv werden. Mit Online-Material

 

 

 

von: Nadine Schuster

Beltz, 2015

ISBN: 9783621282352

Sprache: Deutsch

202 Seiten, Download: 5751 KB

 
Format:  EPUB, PDF, auch als Online-Lesen

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Achtsam und gelassen im Job - Bei Stress selbst aktiv werden. Mit Online-Material



1Start – Wie Beanspruchungen im Arbeitsalltag entstehen


Belastungen und Beanspruchungen


Haben Sie sich in der Beschreibung von Frau Fritsches Situation im Vorwort erkannt? Haben Sie selbst auch schon Symptome an sich wahrgenommen, die Sie so gar nicht kennen? Oder haben Sie gar schon mal ein Verhalten an den Tag gelegt, dass Ihnen von sich selbst total unbekannt ist? Steigender Leistungsdruck, Arbeitsverdichtung, ausufernde Arbeitszeiten und unsichere Beschäftigung, all das führt zu zunehmenden psychischen Beanspruchungen am Arbeitsplatz. Beanspruchungen – das sind die körperlichen, psychischen und verhaltensmäßigen Folgen von Belastungen, den individuellen Stressfaktoren im Alltag. Im engeren Sinne entstehen diese Beanspruchungen durch eine Wechselwirkung zwischen den Belastungen, die jeder von uns im Leben hat – und dies sowohl am Arbeitsplatz als auch im Privatleben – und den zur Verfügung stehenden individuellen Möglichkeiten, damit umzugehen. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf die Bedingungen, die er im Job vorfindet. Und in den meisten Fällen ist es nicht der Job alleine, denn wir alle haben auch ein Leben »neben dem Job«. Wir sind zugleich Mütter, Väter, Partner, Angehörige, Freunde, Vereinsmitglieder, Kirchenvorstandsmitglieder, aktive Sportler, Gärtner, Bastler und Hausbauer. Oder wir leben vielleicht von der Familie getrennt, haben körperliche Erkrankungen oder Beeinträchtigungen, sind ungewollt alleinerziehend, sorgen uns um oder pflegen erkrankte Angehörige, haben private Schicksalsschläge zu meistern oder finanzielle Sorgen. Was es auch ist, unser privates Leben ist nicht »abzustreifen«, wenn wir am Arbeitsplatz sind. Wir tragen unsere Sorgen und Ängste mit uns, ob wir uns derer bewusst sind oder nicht.
Die folgende Checkliste soll Sie für Ihre Körperreaktionen, Ihre Gedanken und Verhaltensweisen sensibilisieren und Ihnen verdeutlichen, dass nicht nur die emotionalen oder gedanklichen Symptome, die wir üblicherweise mit »zu viel Stress« in Verbindung bringen, sondern auch ganz bestimmte körperliche oder verhaltensmäßige Symptome die Folgen von zu hohen Belastungen sein können. Sie werden nach dem Ausfüllen eine bessere Übersicht darüber haben, welche Auswirkungen bei Ihnen schon spürbar sind. Dabei kann es hilfreich sein, nicht nur jetzt, sondern immer mal wieder diese Checkliste zur Hand zu nehmen und zu prüfen, ob und wenn ja wie stark die Symptome noch vorhanden sind. Übrigens: Diese Checkliste und viele weitere im Buch vorkommenden Übungen finden Sie auch online zum Ausdrucken.

Das arbeitspsychologische Stressmodell


Ich möchte Ihnen nun ein Modell vorstellen, das sich als Erklärungsmodell für die Entstehung von Beanspruchungen gut heranziehen lässt und das uns durch dieses Buch begleiten wird. Es handelt sich um das sogenannte arbeitspsychologische Stressmodell, nach dessen Verständnis Stress »ein subjektiv intensiv unangenehmer Spannungszustand [ist], der aus der Befürchtung entsteht, dass eine stark aversive (als unangenehm erlebte), subjektiv zeitlich nahe (oder bereits eingetretene) und subjektiv lang andauernde Situation sehr wahrscheinlich nicht vollständig kontrollierbar ist, deren Vermeidung aber wichtig erscheint« (Greif et al., 1991).
Stress ist nach dieser Definition ein negativer Zustand und räumt mit der häufig verbreiteten Meinung auf, dass es sowohl positiven Stress (Eustress) als auch negativen Stress (Distress) gibt. Natürlich erleben wir bei der Bewältigung von hohen Zielen oder herausfordernden Tätigkeiten auch eine Aktivierung unseres Nervensystems, spüren eine Steigerung des Blutdrucks, erfahren eine Erhöhung des Pulses, haben Schweißausbrüche usw. Aber dem Erleben von Herausforderungen und der Ausschüttung von Glücksgefühlen liegt eine andere Bewertung zugrunde als der Entstehung von Stress. Bei der Entstehung von (Vor-)Freude bei der Bewältigung von Herausforderungen liegen Bewertungen wie »Ich bin aufgeregt, aber ich schaffe das!« zugrunde. Stress hingegen ist das Resultat der Befürchtung einer körperlichen oder seelischen Bedrohung oder Schädigung einerseits und andererseits dem Wissen darüber, dass keine Bewältigungsmöglichkeiten vorhanden sind. Prozesse, die Stress reduzieren, werden als Bewältigungsprozesse bezeichnet.
Nutzen des Modells für Sie. Das Modell hat für Ihren persönlichen »Coachingprozess« mehrfachen Nutzen: Es dient uns erstens als Grundlage für Ihre Problemanalyse und hilft uns, die Frage nach dem »Was liegt eigentlich vor?« zu beantworten. Zweitens ermöglicht es uns zu überlegen, welche Ressourcen Sie aufbauen müssen, um das Problem zu bewältigen. Drittens ermöglicht es Ihnen auch, Ihr Gegenüber besser zu verstehen, denn wir alle unterliegen mehr oder weniger gleichermaßen den Wirkungen dieses Modells.
Nun also Schritt für Schritt: Das Modell unterscheidet Stressoren/Risikofaktoren, Ressourcen, Bewertungs- und Bewältigungsprozesse sowie Stressfolgen, wie Sie auch in der Abbildung 1 sehen.
Abbildung 1 Das arbeitspsychologische Stressmodell (nach Greif et al., 1991)
Ich starte mit der detaillierten Beschreibung der Faktoren links im Modell, den bedingungsbezogenen Stressoren und den personenbezogenen Risikofaktoren sowie den Ressourcen, die es sowohl am Arbeitsplatz als auch in Ihrer Person gibt. Danach widme ich mich dem mittleren Teil des Modells, der Bewertung bzw. Bewältigung einer »stressigen« Situation. Diesem Teil werde ich sehr viel Aufmerksamkeit zuteil kommen lassen, da uns der Bewertungsaspekt durch das gesamte Buch begleiten wird. Abschließend stelle ich Ihnen den rechten Teil des Modells vor, der sich mit den Stressfolgen, also den Beanspruchungen beschäftigt.
Bedingungsbezogene Stressoren und personenbezogene Risikofaktoren
Für die Betrachtung, was beeinflussbar ist und was nicht, ist es wichtig, dass wir sowohl bei den Risikofaktoren als auch bei den Ressourcen zwischen der Situation und der Person trennen. Die Personenebene bezieht sich hierbei auf Merkmale und Kompetenzen, die an Ihre Person gebunden sind. Die bedingungsbezogene Ebene hingegen bezieht sich auf Merkmale und Faktoren, die durch die Situation, die Arbeitsaufgabe, die Organisation etc. gegeben sind. Faktoren beider Ebenen können Stress auslösen.
Zu den personenbezogenen Risikofaktoren gehören z. B. eigene (körperliche oder psychische) Erkrankungen oder das individuelle Temperament. Typische bedingungsbezogene Stressoren sind soziale Konflikte, Zeitdruck, organisatorische Probleme, aber auch Konzentrationsanforderungen und private Belastungen. Ein weiterer Stressor ist die sogenannte emotionale Dissonanz. Emotionale Dissonanz tritt auf, wenn Sie ein bestimmtes Gefühl, beispielsweise Ärger, empfinden, dieses aber aufgrund Ihrer Rolle nicht zeigen dürfen, sondern freundlich sein müssen. Vor allem im Dienstleistungssektor haben wir es häufig mit emotionaler Dissonanz zu tun. Unterdrückte Gefühle, sei es Ärger, Angst, Frust oder Trauer, lösen körperliche (Stress-)Reaktionen aus. So kann es dann sein, dass nach einem ganzen Arbeitstag mit unterdrückten Gefühlen abends zu Hause Konflikte vorprogrammiert sind, da sich dort dann das zunächst unterdrückte Gefühl »entlädt«.
Bedingungsbezogene und personenbezogene Ressourcen
Neben den Risikofaktoren und Stressoren beeinflussen die Ressourcen die Entstehung von Beanspruchungsfolgen. Ressourcen sind – allgemein gesprochen – alle Faktoren, die der Persönlichkeitsentwicklung dienen und die einer Person helfen, Arbeitsziele zu erreichen und Arbeitsanforderungen oder -stressoren zu verringern bzw. deren Folgen zu reduzieren (Zapf & Semmer,...

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