Aktuelle Theoriediskurse Sozialer Arbeit - Eine Einführung

Aktuelle Theoriediskurse Sozialer Arbeit - Eine Einführung

 

 

 

von: Michael May

VS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV), 2007

ISBN: 9783531908380

Sprache: Deutsch

306 Seiten, Download: 1368 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

geeignet für: Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen PC, MAC, Laptop


 

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Aktuelle Theoriediskurse Sozialer Arbeit - Eine Einführung



Einleitung (s. 9)

Es scheint vermessen zu sein, ein Lehrbuch über aktuelle Theoriediskurse Sozialer Arbeit vorzulegen, angesichts dessen, dass im Rahmen Sozialer Arbeit allem Anschein nach „im Zusammenhang mit der Theoriefrage so gut wie nichts klar“ (Rauschenbach/Züchner 2002a: 141) ist. Nicht einmal über die Benennung des Gegenstandsbereiches, ob nun als soziale Arbeit (klein geschrieben) oder Soziale Arbeit (groß geschrieben) oder doch Sozialpädagogik, gibt es Einigkeit.

Dennoch müssen Studierende, besonders in den neuen Masterstudiengängen, sich einen Überblick über die Diskussion verschaffen, um in dieser begründet eine eigene Position beziehen zu können. Vor dieser Problematik standen auch wir Kolleginnen und Kollegen der Fachhochschulen Fulda, Koblenz, Potsdam und Wiesbaden sowie der Uni Koblenz, als wir gemeinsam im Rahmen eines Bund/Länder-Kommissionsprojektes den berufsbegleitenden Masterstudiengang Soziale Arbeit (MAPS) auf der Basis eines blended-learning Konzeptes zu entwickeln begannen.

Ich hatte in diesem Arbeitszusammenhang die Aufgabe übernommen, den Teil über aktuelle Theorien Sozialer Arbeit für die online-Lehre zu schreiben. Grundüberlegung bei der Konstruktion all unserer online Module in MAPS ist es, keine Lehrbriefe oder Lernprogramme ins Netz zu stellen, sonder – wie die Abkürzung MAPS schon andeutet – eher „Lernlandschaften“ mit dazu gehörigen „Landkarten“ zu produzieren, in denen sich die Studierenden auf der Basis individueller oder gruppenbezogener Lernvereinbarungen selbständig sich bildend bewegen können.

Von daher lag es für mich nahe, auf das von Cornelia Füssenhäuser sowohl in ihrem gemeinsam mit Hans Thiersch für das „Handbuch Sozialarbeit/ Sozialpädagogik“ verfassten Grundlagenbeitrag „Theorie der Sozialen Arbeit“ (2001: 1876 ff.), wie auch in ihrem Buch „Werkgeschichte[n] der Sozialpädagogik“ (2005: 15 ff.) entwickelte Konzept einer „Topographie“ zurückzugreifen.

„Topographie“ meint dabei zunächst einmal ein Verfahren, welches – in Anlehnung an die Forschungsweise der Phänomenologie – „der Erkundung offener und begrenzter Zusammenhänge“ (Waldenfels 1997:12) den Vorrang gibt gegenüber „jeder systematischen Verknüpfung“ (ebd.). Als „Topographie“ realisiert sich dieses Vorgehen jedoch erst in der Form der Beschreibung, die „Wege, Grenzlinien, Verbindungen und Kreuzungsstellen aufzeichnet“ (ebd.).

In ihrem Buch „Werkgeschichte[n] der Sozialpädagogik“ sucht Cornelia Füssenhäuser (2005: 14 f.) ihr Konzept der „Topographie“ darüber hinaus jedoch auch noch mit Hilfe der Wissenssoziologie Karl Mannheims zu begründen. So geht sie in dieser ihrer Art der „Vermessung geistiger Bewegung“ davon aus, dass „der Einzelne immer schon in eine Vielfalt von Denkstilen und Situationsdeutungen eingebunden ist“ (ebd.). Mit Mannheims Begriff des „Denkstils“ zieltFüssenhäuser in diesem Zusammenhang auf „solche Verschiedenheit des Denkens, hinter denen eine Differenz der dahinter stehenden Weltanschauungen und der Beziehung zu dem erkennenden Gegenstand steht“ (ebd.).

Mindestens ebenso wichtig für die Begründung ihrer neben „Grenzlinien“ eben auch auf „Verbindungen und Kreuzungsstellen“ zielenden Verfahrensweise einer „Topographie theoretisch relevanter Fragen“ ist für Füssenhäuser jedoch Mannheims Begriff des „Denkstandorts“.

Mit diesem lassen sich für sie „Knotenpunkte“ fokussieren, „an denen sich historisch betrachtet eine besonders wichtige Synthese unterschiedlicher Denkströmungen (d.h. von Denkstilen) bildet, ´von denen aus also am besten, gleichsam wie von einer Bergspitze aus, die zu ihnen führenden Wege erfassbar sind`“ (Mannheim 1984 zit. nach Füssenhäuser 2005: 14).

Nun stellt sich allerdings sogleich die Frage, welche „Denkstile“ und „Denkstandorte“ sich bezüglich der aktuellen Theoriedebatte Sozialer Arbeit identifizieren lassen, zumal ja gegenwärtige „Denkstile“ – wenngleich in unterschiedlichem Maße und unterschiedlicher Weise – sich auch mehr oder weniger explizit beziehen auf solche „Verbindungen und Kreuzungsstellen“, wie sie sich an historischen „Knotenpunkten“ der Vermittlung von Theorie- und Gegenstandsgeschichte Sozialer Arbeit als spezifische „Denkstandorte“ herausgebildet haben.

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