Lern(prozess)begleitung in der Ausbildung - Wie man Lernende begleiten und Lernprozesse gestalten kann. Ein Handbuch.

Lern(prozess)begleitung in der Ausbildung - Wie man Lernende begleiten und Lernprozesse gestalten kann. Ein Handbuch.

 

 

 

von: Hans G. Bauer, Michael Brater, Ute Büchele, Anna Maurus, Claudia Munz, anelika Dufter-Weis (Hrsg.)

wbv Media, 2006

ISBN: 9783763945344

Sprache: Deutsch

289 Seiten, Download: 1548 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Lern(prozess)begleitung in der Ausbildung - Wie man Lernende begleiten und Lernprozesse gestalten kann. Ein Handbuch.



I. Schritte der Lernprozessbegleitung (S. 69-70)

Wie im ersten Teil dieses Bandes bereits beschrieben, besteht die Aufgabe des Lernprozessbegleiters generell darin, Lernende bei ihren Lernhandlungen und -prozessen zu „begleiten" – wobei diese Aufgabe, wie wir gesehen haben, sehr vielfältige Nuancen enthält. In dieser Gesamtaufgabe lassen sich bestimmte Teilaufgaben unterscheiden, welche die Stufen und Phasen der Lernprozessbegleitung bilden.

Diese Schritte der Lernprozessbegleitung sind:

Abb. 11: Schritte der Lernprozessbegleitung

1. Lernziele klären, individuellen Lernbedarf feststellen

2. Lernwege entwickeln und Lernvereinbarungsgespräche führen

3. Lernaufgaben entsprechend der Lernvereinbarung auswählen, für das Lernen aufbereiten und an die Lernenden übergeben

4. Das Lernen beobachten und unterstützen, über Lernklippen hinweghelfen

5. Auswertungsgespräche führen

6. Den Lernprozess und seine Ergebnisse dokumentieren, Wissen weitergeben

Obiger Phasengliederung folgen wir in der anschließenden, ausführlichen Darstellung der Schritte und Tätigkeiten eines Lernprozessbegleiters (Teil I). Eine ganze Reihe von Aufgaben und Themen der Lernprozessbegleitung, die diese Phasen übergreifen, werden dann in Teil II dargestellt.

1. Lernziele klären, individuellen Lernbedarf feststellen

Bevor mit dem Lernen begonnen werden kann, ist es notwendig, dass Lernender und Lernprozessbegleiter sich über die konkreten Lernziele verständigen, also darüber, was der Lernende (als Nächstes) lernen soll – entsprechend seinem fachlichen Lernweg, aber auch entsprechend seinem Verhalten und dem Stand seiner Lern- und Arbeitsmethoden. Im folgenden Abschnitt erfahren die Lernprozessbegleiter, wie sie vorgehen können, um solchen individuellen Lernbedarf zu bestimmen.

1.1 Was heißt „individueller Lernbedarf"?

Bei geordneten Aus- und Weiterbildungen erscheint dies auf den ersten Blick ganz einfach. Hier existiert ein Ausbildungsplan, abgeleitet von einem Ausbildungsrahmenplan. Vielleicht gibt es sogar einen individuellen betrieblichen Lernpass, in dem alle Lernziele aufgelistet sind. Ein Blick in diese Unterlagen kann dem Lernprozessbegleiter zeigen, welches der nächste Lernschritt sein muss. Existieren solche Unterlagen nicht, müssen die Lernziele aus dem Bedarf des Betriebs, der Zielgruppe, sonstiger Vorgaben o.Ä. neu entwickelt werden. Es handelt sich dabei immer um allgemeine Lernziele eines bestimmten, planvollen Qualifizierungsvorhabens. Solche Unterlagen geben jedoch für den Einzelfall allenfalls eine generelle Richtung an, die auf jeden Fall individualisiert, d.h. auf den individuellen Lernenden zugeschnitten werden muss. Anhand der Lernpläne weiß man zwar, dass der Lernende laut Plan als Nächstes z.B. Buchhaltung lernen muss. Das sagt aber nichts über dessen individuellen Lernbedarf aus. Diesen kann man erst erkennen, wenn man z.B. weiß, welche Vorkenntnisse der Lernende auf diesem Gebiet schon mitbringt.

Und wenn man herausfindet, welche diesbezüglichen Interessen und Fähigkeiten jemand besitzt, hier etwa speziell im Umgang mit Zahlen. Denn u.U. muss dieser Lernende nämlich, bevor er z.B. die Techniken der Buchhaltung erlernt, erst einmal seine Angst vor Zahlen überwinden. Oder er muss, wenn er zu genialer Schlampigkeit neigt, speziell lernen, so „penibel" zu arbeiten, wie dies für einen Buchhalter eben notwendig ist. Es versteht sich, dass in solch einem Fall an einer ganz anderen Stelle angefangen werden muss und ein ganz anderer Lernweg notwendig sein wird als bei demjenigen, dem die Buchhaltung „im Blut" liegt und der schon mit großer Hingabe jahrelang die Klassenkasse geführt hat.

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