Lernen und Problemlösen in der beruflichen Bildung - Methodenhandbuch

Lernen und Problemlösen in der beruflichen Bildung - Methodenhandbuch

 

 

 

von: Margit Frackmann, Michael Tärre, BIBB Bundesinstitut für Berufsbildung

wbv Media, 2011

ISBN: 9783763944361

Sprache: Deutsch

274 Seiten, Download: 2782 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

geeignet für: Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen PC, MAC, Laptop


 

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Lernen und Problemlösen in der beruflichen Bildung - Methodenhandbuch



Wie kann das Herauslösen aus den gelernten Strukturen gelingen? (Seite 58)

Eine Möglichkeit ist, mit dem zu erlernenden Inhalt auch die Bedingungen zu betrachten, innerhalb derer ein Inhalt seine Anwendbarkeit, aber auch seine Anwendungsgrenzen hat.
Mit dem Erlernen eines Inhalts muss auch seine Brauchbarkeit im Blick auf ganz bestimmte Ziele oder Absichten gelernt werden! „Als Lerner kann man dieser Ansicht durchaus nachkommen, indem man sich selbst systematisch fragt: ,Wo kann ich dieses Wissen sonst noch brauchen?‘“ (Steiner, 2001, S. 198).
Als eine weitere Voraussetzung für einen erfolgreichen Transfer wird von Steiner die Konstruktion eines Situationsmodells angegeben. Der Lerner soll sich ein mentales Modell konstruieren, in dem die strukturellen und funktionalen Gegebenheiten analog zur realen Situation repräsentiert sind. Dieses Modell kann nun eine Vermittlerrolle beim Lerntransfer einnehmen: „Obwohl das Situationsmodell bereits eine Abstraktion der realen Lern- oder Problemsituation ist, enthält es dennoch bedeutende Merkmale derselben, beispielsweise visuell-räumliche Charakteristika wie die Tatsache, dass etwas eine gewisse Ausdehnung hat oder dass in einer gewissen Zeit etwas passiert. ... Während beim Lernen der Basisaufgabe ... von der Realität zum Situationsmodell vorwärts geschritten und schließlich das vorläufig abschließende Situationsmodell aufgebaut wird, wird beim Lösen einer Transferaufgabe der umgekehrte Weg unter Verwendung des Situationsmodells eingeschlagen, um mit dessen Hilfe die strukturell gleichen oder zumindest ähnlichen Merkmale der Realität (d. h. der neuen Aufgabe) zu erfassen. ... Was also übertragen wird, sind strukturelle Merkmale der ursprünglichen Lernsituation auf die neue Situation. Dabei ist es allerdings nicht immer leicht, in jedem Fall zu sagen, wie viele und welche der strukturellen Merkmale der alten Lernsituation nötig sind, damit die neue Situation als eine ähnliche und daher als eine versteh- und lösbare erkannt wird“ (Steiner, 2001, S.199).
Daraus insgesamt zu schließen, dass nur mehr abstraktes Wissen vermittelt werden muss, um die Klippen der Kontextabhängigkeit zu umschiffen, ist eine falsche Konsequenz: „Wird Wissen als abstraktes Wissen erworben, ohne dass das lernende Individuum den Abstraktionsprozess selber mitvollzogen hat, besteht die Gefahr, dass es ,inert‘ bleibt (analog einem chemischen Element, das mit keinem anderen reagiert). Wird Wissen hingegen in vielfältigen potenziellen Anwendungsgebieten erworben und während dieses Erwerbsprozesses auch abstrahiert (von den Schlacken der spezifischen Situation gereinigt), so ist es nicht abstraktes, sondern vom Lerner selber abstrahiertes und damit leichter transferierbares Wissen“ (Steiner, 1996, S. 288).

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