Das Google-Imperium
von: Lars Reppesgaard
Murmann Verlag GmbH, 2009
ISBN: 9783867740586
Sprache: Deutsch
306 Seiten, Download: 289 KB
Format: EPUB, auch als Online-Lesen
Im Elfenbeinturm
Die Googler
Die Menschen, die den heiklen Datenschatz angesammelt haben, wirken außerordentlich sympathisch. Die meisten Googler, die man in der Deutschlandzentrale in Hamburg, im großen europäischen Forschungszentrum von Google in Zürich oder im Googleplex, der Firmenzentrale im kalifornischen Mountain View trifft, sind offen und freundlich. Viele von ihnen sind jung und tragen schicke lässige Streetwear. Man hört isländischen Elektropop des Künstlerkollektivs Gus Gus oder coole Alternativrockbands wie die Killers und die Smashing Pumpkins. Anzüge tragen höchstens die Geschäftsleute, die Google besuchen. Krawatten sucht man vergeblich. »Sie behindern die Blutzufuhr zum Gehirn«, erklärt Googles Datenschutzfachmann Peter Fleischer. »Unser inoffzielles Motto lautet: Sei seriös auch ohne Anzug.«
Corin Anderson ist ein Paradebeispiel des typischen Googlers. Seine langen Haare sind zu einem Zopf zusammengebunden, auf seinem weißen T-Shirt prangt ein Google-Schriftzug. Anderson ist einer der rund 8000 Googler, die im Googleplex arbeiten. Das sonnendurchflutete Büro, das er sich mit zwei Kollegen teilt, sieht aus, als hätte eine Rasselbande im Kinderzimmer Stofftiere, Knobelspiele und buntes Plastikspielzeug durcheinandergeworfen und wäre dann abgehauen, ohne aufzuräumen. Vor allem der Chaos Tower, ein Bausatz für aufwendige Murmelbahnen, hat es dem Software-Entwickler angetan. Sein Schreibtisch mit zwei Flachbildschirmen ist hinter dem immer aufs Neue wahnwitzig zusammengesteckten Glaskugelparcours versteckt.
Während des Studiums an der University of Washington hat Anderson an einem Toaster gearbeitet, der die menschliche Sprache versteht und Brotscheiben auf Befehl röstet. Viele Googler beschäftigen sich neben der Arbeit mit ähnlich exzentrischen Themen. T. V. Raman, den /36/sein Blindenhund Hubble durch den Googleplex führt, arbeitet an Systemen für die Sprachsteuerung von Computern und bringt sich in seiner Freizeit Fremdsprachen bei. Mehr als ein Dutzend Idiome beherrscht der Mathematiker bereits. »Gerade lerne ich Mandarin«, sagt er in bestem Deutsch. Andy Rubin, der Manager hinter Googles Handy-Software Android, war früher Robotik-Ingenieur. In seinem Haus im Silicon Valley schlägt statt einer Klingel ein selbst gebauter Roboterarm auf einen Gong. In Finnland hat Google Petri Kokko eingestellt, den früheren Eiskunstlauf-Europameister. Dylan Casey, einer der Produktmanager, die in Mountain View arbeiten, fuhr im Radrennteam von Lance Armstrong und nahm an den Olympischen Spielen in Sydney im Jahr 2000 teil. Sein Kollege Andrew Maxwell macht Schlagzeilen, weil er als Freizeit-Discjockey einer Radiostation das Silicon Valley vor allem mit Rockmusik aus Burma beschallt. Früher arbeitete der Projektmanager, der neun Sprachen spricht, als Filmvorführer in einem Kino.
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