Die Erlebnisgesellschaft - Kultursoziologie der Gegenwart

Die Erlebnisgesellschaft - Kultursoziologie der Gegenwart

 

 

 

von: Gerhard Schulze

Campus Verlag, 2005

ISBN: 9783593407104

Sprache: Deutsch

612 Seiten, Download: 14819 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Die Erlebnisgesellschaft - Kultursoziologie der Gegenwart



Übergang wohin? Kommentar im Jahr 2005 Nach dem goldenen Zeitalter? Anfang der neunziger Jahre faßte ich meine damalige Zeitdiagnose im Begriff der Erlebnisgesellschaft zusammen. Mehr als eine Momentaufnahme sollte dies nicht sein. Im folgenden Kommentar aus der Sicht des Jahres 2005 füge ich eine weitere Momentaufnahme hinzu, in die einfließen soll, was hier und heute aktuell ist. Das Aktuelle mag wieder versinken, worauf es aber ankommt, ist der langfristige Prozeß, der allmählich sichtbar wird, wenn man eine Momentaufnahme an die andere reiht. Beschreibungen der Gesellschaft fixieren immer nur Übergangszustände. Eine Serie von Beschreibungen erlaubt jedoch die Frage: Übergang wohin? Vielen scheint heute die Antwort restlos klar: Die Party ist vorbei. Die ersten Jahre des 21. Jahrhunderts zeigen Deutschland im pessimistischen Konsens. Bestseller tragen Titel wie Die deformierte Gesellschaft, Ist Deutschland noch zu retten? oder Deutschland - Abstieg eines Superstars. In Leitartikeln, Feuilletons, Polit-Talks und populärwissenschaftlichen Publikationen herrscht das große Unisono eines Krisenbefunds, der im Resonanzraum der Alltagskommunikation vielfach nachhallt. Längst hat die neue Angst vor dem Weniger die alte Angst vor dem Zuviel in den Hintergrund gedrängt. Im späten 20. Jahrhundert erhob das grüne Lager Meadows´ Formel von den Grenzen des Wachstums zum politischen Programm. Die Lautstärke, mit der sich heute alle, die eine öffentliche Rolle spielen wollen, dem genauen Gegenteil verschreiben, der Wachstumspolitik, wäre Jahrzehnte vorher in der Öffentlichkeit schlecht angekommen. Was in den siebziger und achtziger Jahren ökologisch wünschenswert und ökonomisch tolerabel schien, der Übergang von einer Phase der Steigerung zu einer Phase der Bestandssicherung, wird im politischen Diskurs des beginnenden 21. Jahrhunderts als Niedergang gedeutet. Mit jeder Absenkung der sogenannten Konjunkturprognosen erhält die German Angst neue Nahrung, und der Blick auf die Nachbarn tut ein Übriges. Ständig ist nun vom weiteren Vordringen der Armut die Rede, von zunehmender sozialer Spaltung, von neuer Ungleichheit. Quintessenz der sozioökonomischen Selbstbeobachtung ist die Schubumkehr der Möglichkeitsdynamik - von Expansion auf Reduktion. Solange das Steigerungsspiel brummte, gab sich wachstumsskeptisch, wer auf seinen guten Ruf bedacht war; seit es ins Stocken geriet, hat sich die Richtung der Kritik um hundertachtzig Grad gedreht. Beklagt werden nun die sozialen Folgen des nachlassenden Wachstums. Jede Perspektive hat ihr Potential und ihre Grenzen. Der gegenwärtig normale, ständig wiederholte Blick auf die Bundesrepublik zeigt Langzeitarbeitslose, dickleibige Dauerfernsehzuschauer und jugendliche Schulabgänger ohne Abschluß, die keinen deutschen Satz herausbringen; er zeigt Menschen, die sich keinen Zahnersatz leisten können, die Praxisgebühr nicht aufzubringen vermögen und ihre Wohnung gegen eine billigere und schlechtere tauschen müssen; er zeigt Lohndumping, Arbeitszeitverlängerung ohne Lohnausgleich, Betriebsschließungen, Verlagerung der Arbeit in Niedriglohnländer und eine Invasion von Billigarbeitern; er zeigt leere öffentliche Kassen, verödete Einkaufszentren und Wartende in den Fluren der Sozialämter. Ein gemischtes Bild Es gehört freilich zu den Eigenschaften jeder beliebigen Perspektive, so auch dieser, daß man ihren unvermeidlichen blinden Fleck nur von einer anderen Perspektive aus sehen kann. Nun wissen wir zwar seit Kant, daß ohne partielle Blindheit kein Sehen möglich ist, aber sehr weit hat sich das noch immer nicht herumgesprochen. Der häufigste Irrtum bei der Interpretation der Welt besteht in der Verwechslung einer Teilansicht mit dem Ganzen, und der zweithäufigste darin, die Verschiedenartigkeit von Teilansichten mit einem logischen Widerspruch gleichzusetzen. Prekäre Lebensverhältnisse, um einen Schlüsselbegriff gegenwärtiger kollektiver Selbstbeschreibung aufzugreifen, sind eine Sache, und gute Existenzbedingungen einschließlich der damit verbundenen persönlichen Lebensphilosophie eine andere. Beides existiert nebeneinander. Deshalb läßt sich die Frage danach, was inzwischen aus der Erlebnisgesellschaft des späten 20. Jahrhunderts geworden ist, nicht einfach mit der Aufforderung abtun, sich doch bloß einmal einige Stunden in den Flur der örtlichen Arbeitsagentur zu setzen. Um sich ein Bild zu machen, genügt es nicht, in die Behörden der Mangelverwaltung hineinzugehen, man muß auch wieder hinaustreten und sich in der übrigen Wirklichkeit umschauen. Richtig: Da war doch noch etwas. Was sich insgesamt zeigt, ist ein gemischtes Bild. Die Erlebnisgesellschaft ist immer noch unterwegs, auch in Zeiten von Hartz IV, globaler Standortkonkurrenz und hoher Arbeitslosigkeit. Verstößt es gegen die guten Sitten, sich mit dem gemischten Bild auch nur zu beschäftigen, während Feuer am Dach ist? Der führende Sozial-Alarmologe der Republik, Wilhelm Heitmeyer, sieht eine dreifache Spaltung nahen: zwischen Arm und Reich, zwischen Ost und West, zwischen deutscher Mehrheitsgesellschaft und islamischer Minderheit. So düster sieht es also aus. Freilich: Wer sich nicht für das gemischte Bild interessiert, wer die Gesellschaft nicht differenzierter beschreibt, für den gibt es nur die Obdachlosen unter der Brücke. Was sonst noch los ist, scheint den politisch korrekten Soziologen nichts anzugehen. Wer sich auch für die Vorgänge oben auf der Brücke interessiert, muß sich den Vorwurf gefallen lassen, die unter der Brücke als menschlichen Sperrmüll abzutun. In den USA wächst derzeit der Reichtum, während sich gleichzeitig der Hunger ausbreitet, abzulesen an der wachsenden Inanspruchnahme von Armenspeisungen. Daß Deutschland auch im Jahr 2005 weit von solchen Verhältnissen entfernt ist, kommt nicht von ungefähr: Der Wohlfahrtsstaat ist immer noch fest in der politischen Kultur der Nation verankert. Bei einer Staatsquote von 48 Prozent und einer Sozialquote von 33 Prozent von sozialem Kahlschlag zu reden, mag realitätsfremder Katastrophismus sein, wie Robert Leicht in der ZEIT bemerkt hat. Reuben Abati, ein Kommentator des Guardian, der führenden Zeitung Nigerias, betrachtet freilich den Umstand, daß seine Landsleute in internationalen Umfragen als die glücklichsten Menschen der Welt figurieren, nicht als die gute Nachricht, sondern als das eigentliche Problem. Ein gewisses Maß an Katastrophismus läßt sich als kulturelle Errungenschaft begreifen. Übersensibilität für Not sorgt dafür, daß tatsächliche Not nicht übersehen wird. Es gibt soziale Not, auch im immer noch reichen Deutschland. Die Gesundheitsreform des Jahres 2004 hat beispielsweise dazu geführt, daß Arbeitslose, Sozialhilfeempfänger, Obdachlose und andere Gruppen mit niedrigem Einkommen ein Prozent ihres Einkommens für Gesundheit aufwenden müssen - genug, um vielen den Arztbesuch fast unmöglich zu machen. Auf dem Deutschen Ärztetag 2005 in Berlin war 'Krankheit und Armut' ein Hauptthema. Es wurde darüber gesprochen, daß auch in Deutschland die Lebenserwartung mit dem Einkommen sinkt, daß die Tuberkulose - die Krankheit der Armen - wieder auf dem Vormarsch ist, daß immer mehr Menschen (gegenwärtig etwa 300 000) keinen Versicherungsschutz mehr haben. Im Unterschied zu der Zeit, als ich die Erlebnisgesellschaft schrieb, fürchten heute auch Menschen mit guter Ausbildung und gutem Lebensstandard den sozialen Abstieg. Sie spüren deutlich: Wenn sich nicht bald etwas ändert, könnte es sie selbst treffen. Das Wissen, daß sie eigentlich noch ganz gut dastehen, hilft wenig gegen die nagende Angst. Eine gewisse Wahrscheinlichkeit spricht plötzlich dafür, daß ihnen der Wohlstand, den sie sich unter Umständen hart erarbeitet haben, wieder genommen wird, bevor der Staat für sie einspringt. Hier geht es ans Eingemachte. Die Abhängigkeit von Transferleistungen ist jetzt nicht mehr allein das Schicksal einer chronisch alimentierten Randgruppe, die man früher ganz selbstverständlich mit durchgefüttert hat. Die selbe Abhängigkeit kann jetzt auch jene treffen, die es gewohnt sind, aus eigener Kraft etwas auf die Beine zu stellen. So kommt zusammen, was nicht zusammen gehört: Diejenigen, die bessere Zeiten gesehen haben und diejenigen, die gar nicht wissen, was das ist. Angehörige der sogenannten neuen Mitte werden an den Rand der Gesellschaft gedrängt, Armut kann jetzt auch jene treffen, die das Projekt des schönen Lebens für sich schon verwirklicht hatten und sich mit den Feinheiten ganz gut auskennen. Unerheblicher Deutungsbedarf? Heißt das aber, daß sie sich deshalb wieder vom Projekt des schönen Lebens verabschieden? Für die erste und unreife Form der Erlebnisgesellschaft würde das zutreffen, denn der Aufenthalt darin kostete vor allem Geld: Fernreisen, Freizeitparks, Shopping-Malls, Designer-Möbel, Wellness-Oasen. Gerade die aktuelle Krise der Entertainment-Branche deutet aber darauf hin, daß es auch in Zeiten geringeren Wachstums und stagnierender Einkommen der Mehrheit der Deutschen darum geht, das Projekt des schönen Lebens fortzuführen. Materielle Unsicherheit ist eine Sache, Nachdenken über Glück und Lebenssinn eine andere. Das eine Thema schließt das andere nicht aus; beiden kommt in den Alltagsdiskursen der Gegenwart etwa gleich große Wichtigkeit zu. Aber wie steht es mit der soziologischen Beobachtung dieser Alltagsdiskurse? Für viele Soziologen findet die soziale Tatsache des Diskurses über das Glück entweder gar nicht statt; oder sie kommentieren lediglich seine Pathologien; oder sie sind sich ganz sicher, daß es sich um pure Ideologie handelt, um falschen Schein, inszeniert von der großen Weltverschwörung der Absahner. Sie sehen Opfer und Verblendete. Was sie nicht sehen, sind Fragende, Denkende, Ernstzunehmende. Befangen in einer Attitüde soziologischer Arroganz, erklären sie ein Thema für unerheblich, das die Menschen auch in der ökonomisch prekären Gegenwart des Jahres 2005 mit immer noch steigender Intensität beschäftigt. Unerreicht von den Relevanzvorschriften einer Zunft, die ihrerseits von Irrelevanz bedroht ist, treibt das Thema Glück die Menschen um. Die mit ihm verbundenen geistigen Anforderungen sind jedoch ungleich größer als beim Thema Unglück. Es gibt keine klaren, für alle nachvollziehbaren Kriterien von Erfolg und Mißerfolg, keine einfachen Rezepte, keine in die Augen springenden, mit Händen zu greifenden Tatbestände. Auf den immensen Deutungsbedarf antworten Medien, Werbung, Konsumgüterindustrie, Glücksratgeber, Talk-Show-Gäste, Popstars - und jeder einzelne antwortet für sich, so gut er es vermag. Aber wer kümmert sich noch um den bedürftigen Nächsten? Die Behauptung, daß es in der 'Ego-Gesellschaft' keine Bereitschaft mehr gebe, sich mit Themen der Not zu beschäftigen, widerspricht den Fakten (nie gab es in Deutschland mehr ehrenamtliches Engagement als jetzt ) und hemmt den öffentlichen Diskurs über das Thema des guten, gelingenden Lebens. Nicht wenige finden es obszön, sich mit dem Glück zu beschäftigen, solange es Menschen gibt, die sich keinen Arztbesuch leisten können und denen das Geld für Zahnersatz fehlt. So kommt es, daß eine langfristige Hauptströmung der Gesellschaft aus Sicht der Soziologie weitgehend unbeschrieben und unreflektiert bleibt. Im Frühjahr 2005 kommentierte Ulrich Wickert in den Tagesthemen der ARD einen kurzen Film mit Friedhofsszenen. Zu sehen waren ein Sarg und eine Handvoll Menschen auf dem Weg zum Grab. Das Besondere dabei: Keiner der Beteiligten kannte den Toten. Es handelte sich um die Hamburger Initiative Letztes Geleit, die sich um Verstorbene ohne Freunde und Angehörige kümmert. Der Tenor des Kommentars war freundlich-resignativ: Nachdem alle nur ihr persönliches Glück im Sinn haben, bedarf es des Engagements von Wildfremden, um einsam Gestorbene würdevoll unter die Erde zu bringen. In dieser Episode finden wir alles verdichtet: soziale Wirklichkeit, Fehldeutung und Arroganz. Was gezeigt wurde, sind Menschen, die sich anderer selbst dann noch annehmen, wenn schon alles zu spät scheint und nicht einmal mehr Dank zu erwarten ist, sondern allein die Befriedigung, vielleicht das Glück, etwas zu tun, das sie sich selbst ausgedacht haben und sinnvoll finden. Ausgerechnet diese Szene als Zeichen der Ego-Gesellschaft zu interpretieren, läuft buchstäblich auf die hermeneutische Umkehrung des gezeigten Sachverhalts hinaus. Und im Subtext erklärt der Kommentator ein vielen Menschen zentral wichtiges Thema für unerheblich: Was soll alles Gerede über das Glück, so lange es noch so viel Leid auf der Welt gibt? Die Erlebnisgesellschaft lernt dazu Oben auf der Brücke: Ist das die sogenannte Spaßgesellschaft? Im Hinblick auf diese zur kleinen Münze gewordenen Diagnose ist das Logo der Fußballweltmeisterschaft 2006 in Deutschland in verquerer Weise aufschlußreich. Es visualisiert perfekt, wie Werbeleute, Eventmanager, Politiker, Programmdirektoren, Kulturkritiker und Soziologen die Kernidee der Erlebnisgesellschaft häufig genug mißdeutet haben: als Hinwendung zur röhrenden Idiotie. Aber wo kämen die Menschen hin, wenn sie sich von der Werbung abschrecken ließen? Der Kartenvorverkauf im Jahr 2005 zeigt nicht nur die Faszinationskraft des Fußballspiels, sondern auch die Dickfelligkeit des Publikums gegenüber den Fehldeutungen seines Geschmacks, mit denen es täglich überflutet wird. Was das WM-Logo zeigt, ist Spaßgesellschaft pur - aber seine kulturgeschichtliche Pointe liegt darin, daß es dem Publikum als Spiegel vorhält, was dieses seit den neunziger Jahren immer entschiedener ablehnt. Als nach dem 11. September 2001 überall vom 'Ende der Spaßgesellschaft' die Rede war, handelte es sich um eine Prognose ohne Risiko, denn die Spaßgesellschaft hatte es nie gegeben. Die Erlebnisgesellschaft dagegen, verstanden als Sozialwelt unter der Regie der Innenorientierung, wurde durch den 11. September keineswegs erschüttert, vielmehr hat sie ihren Pfad fortgesetzt. Daß die Formel 'weil es mir Spaß macht' seit den siebziger Jahren zu den häufigsten Begründungsmustern zählt, verweist nicht etwa auf das breite Lachen des WM-Logos, sondern auf das Innenleben als Zielbereich des Handelns. Lachen ist dabei nicht ausgeschlossen, aber keineswegs die Hauptsache. Worum es den Menschen nach wie vor in erster Linie geht, ist Faszination, Konzentration, Sinn, Gefühl, Authentizität. Gerade in Zeiten gestiegener Arbeitslosigkeit zeigt sich die ernsthafte Seite der Erlebnisgesellschaft. Im Verhältnis zu dem Motiv, Geld zu verdienen, ist das Motiv, sich sinnvoll zu beschäftigen und gebraucht zu werden, immer wichtiger geworden. Erlebnisgesellschaft heißt: Intrinsische Motive siegen über extrinsische, Innenorientierung über Außenorientierung. So avancierte in den letzten Jahren das Wandern zur beliebtesten Freizeitbeschäftigung der Deutschen - nur aus Geldgründen, so wurde gemunkelt, dem herrschenden Deutungsmuster der 'Konsumverweigerung' folgend. Galt zuerst das Kaufen als Zeichen materialistischer Verflachung, so gilt nun das Nichtkaufen und der Rückzug auf sich selbst als Zeichen von ökonomischer Unsicherheit und Zukunftsangst. Neben diesen beiden entgegengesetzten Deutungen gibt es aber noch eine dritte: Viele Menschen sind zu der Ansicht gelangt, ein Spaziergang im Wald bringe ihnen mehr als der Ausflug in einen Freizeitpark. Als die Verwaltung der Stadt Erlangen im Jahr 2004 das kommunale Bad in ein 'Spaßbad' umwandeln wollte, erzwangen die Bürger eine Abstimmung, bei der sich über 85 Prozent der Bevölkerung dagegen aussprachen. 'Spaß', 'Fun', 'Kick' und 'Event' sind Beispiele für Begriffe, die im Lauf der neunziger Jahre eine immer negativere Bedeutung angenommen haben: als Distanzierungszeichen einer populären Kulturkritik, die gerade nicht vom Ende der Erlebnisgesellschaft künden, sondern von ihrer Weiterentwicklung. Sichtbar wird eine allmähliche Emanzipation von den Fahrgeschäften des Vergnügungsparks: von entlastenden Erlebnisangeboten, die den Spielraum des Einzelnen mit Konstruktionen besetzen. Das Massenpublikum ist weiter als jene, die es professionell umsorgen. Am Fall des FDP-Vorsitzenden Guido Westerwelle läßt sich studieren, wie die Diagnose 'Spaßgesellschaft' auf diejenigen zurückfällt, die in ihren Anbiederungsstrategien auf das Idiotische setzen. Seit er den Bundestagswahlkampf 2002 im Guidomobil führte und in Big Brother auftrat, hat er seine liebe Not, das Image des Spaßpolitikers wieder loszuwerden. Die Diagnose der verarmenden Gesellschaft übertreibt in der einen Richtung, die der Spaßgesellschaft in der anderen. Zu besichtigen ist im Jahr 2005 der Zug von der Außenorientierung zur Innenorientierung, der schon Ende der sechziger Jahren begonnen hat. Wir sehen einen kollektiven Lernprozeß, der unvermindert anhält. Der gegenwärtige Krisenkonsens mit seiner Bildsprache - 'Absturz', 'Globalisierungsverlierer', 'Nachmittag des Wohlfahrtsstaats' , 'Entsolidarisierung', 'Raubtierkapitalismus' und so fort - verdeckt den Tatbestand, daß die Leitvorstellung des schönen Lebens ungebrochen ist und nach wie vor die Lebensentwürfe und Beziehungen der Mehrheit prägt. Wandel gibt es gewiß, aber er hat eher den Charakter der Verfeinerung, des Dazulernens, der Mentalitätsentfaltung, und nicht den einer Abkehr. Die späten sechziger und die siebziger Jahre der Bundesrepublik waren ein point of no return auf dem Pfad zur alltäglichen, normalen Lebensphilosophie des schönen Lebens. Wie bitte? Sind da nicht Untertöne von Vertrauen in die Lernfähigkeit der Menschen zu vernehmen? Wird hier am Ende gar etwas Ähnliches wie Reifung, wie Fortschritt unterstellt? In der Kulturgeschichte der Bundesrepublik war Kulturkritik zunächst eine Offenbarung, dann wurde sie zur Routine, und schließlich zur Folklore des Kunstbetriebs und zum Apriori der Zeitdeutung. Ihre Formensprache erinnert an die Liturgie, ihre gesellschaftliche Bedeutung an die Fischpredigt des heiligen Antonius - die Fische hören die Moralpauke und schwimmen danach so munter wieder davon, wie das Theaterpublikum nach dem Besuch einer im Desaster schwelgenden Abendvorstellung heiter in die Restaurants strömt. Sichtbar werden Menschen, die ihr Leben als Gestaltungsaufgabe begreifen, die dieses und jenes probieren, miteinander darüber reden, sich ihre Gedanken machen und Schlüsse ziehen. Was schon im Vorstadium der Erlebnisgesellschaft begonnen hatte, lebensphilosophische Reflexion als Teil des Alltagslebens, war keine Modeerscheinung, sondern der Beginn einer neuen Epoche, die eher am Anfang als am Ende scheint. In einem neueren Buch habe ich zu beschreiben versucht, was in diesen Jahrzehnten geschieht: Übergang von einer langen Phase der Naturaneignung zu einer noch ganz am Anfang stehenden Phase der Kulturaneignung. Die Erlebnisgesellschaft der achtziger Jahre war ein Schritt in diese Richtung. Vieles, was sich damals ausgeprägt hat, ist heute noch vorhanden oder hat sich sogar noch verstärkt: Entstehung sozialer Milieus nicht durch Beziehungsvorgabe, sondern durch Beziehungswahl; Orientierung an der psychophysischen Semantik als Vermittlung von Subjekt und Gesellschaft; Alter, Bildung und Alltagsästhetik als evidente und signifikante Zeichen in der sozialen Interaktion. Geblieben ist das Projekt des schönen Lebens als wichtigstes Ziel und das Erleben als dominante Form, Sinn zu definieren. Geblieben ist die Tendenz zur Entregionalisierung und Entökonomisierung sozialer Beziehungen. Die größte Veränderung der Erlebnisgesellschaft betrifft ihren handlungslogischen Kern: Erlebnisrationalität. Sie bestand zunächst in dem Versuch, das instrumentelle Denken, wie man es für die Naturaneignung braucht, auf den Kontext des Subjektiven zu übertragen. Warum sollte bei Erlebnissen nicht funktionieren, was sich in der Geschichte der Moderne tausendfach bewährt hatte: hier der wohldefinierte Nutzen, da die Mittel, und auf der Meta-Ebene darüber der reflektierende Mensch auf dem ewigen Pfad der Steigerung? Natürlich: weil das Subjekt keine Naturtatsache ist. Dies zu begreifen und damit umzugehen steht gewissermaßen im kollektiven Curriculum. Daß der Alltagsmensch dafür zu blöd wäre, ist trotz Super-RTL keineswegs ausgemacht. Er war auch nicht zu blöd dafür, den Aberglauben des magischen Zeitalters gegen das naturwissenschaftliche Weltbild auszutauschen, Demokratie für sich einzufordern und von seinem Selbstbestimmungsrecht Gebrauch zu machen. Allmählich lernt die Moderne, daß sich eine lebenswerte Alltagskultur mit naturwissenschaftlich-technischem Denken und rein ökonomischer Rationalität nicht erschließen läßt. Denkmuster jenseits der bisher in der Moderne eingeübten Routinen breiten sich aus: Warten statt Beschleunigung; weniger statt mehr; Einzigartigkeit statt Standardisierung; situationsgebundene Variabilität statt naturgesetzlicher Unveränderlichkeit; Produkte, die freie Subjektivität herausfordern, statt sie zu kanalisieren; Konzentration statt Zerstreuung; Projekt statt Kick; Machen statt Konsum; Ankunft statt Steigerung. Diese Stichworte markieren eine Tendenz, die seit 15 Jahren ungebrochen am Werk ist. Sie schlägt sich etwa nieder im Wandel des Konsums: mehr Geld für Reisen, weniger Geld für Fernseher, HiFi-Geräte und Autos; mehr Geld für Billigprodukte aus dem Discounter, doch auch Ökoläden, Feinschmeckergeschäfte und Spezialversandhäuser sind fest am Markt etabliert. Bezeichnend für die Entwicklung ist auch die Präsentation des Warenangebots: weg vom großen, hin zum übersichtlichen Sortiment, weg vom Bombastischen, hin zum Schlichten, weg vom Sammelsurium, hin zur Fokussierung. Auch die zunehmende Beliebtheit subjektzentrierter Sportarten wie Inline-Skating, Joggen, Walken ist ein Hinweis auf das Weiterbestehen der Erlebnisgesellschaft und ihre Verfeinerung; ebenso die zunehmende Wertschätzung der Zeit, die man für sich selbst hat; der Run auf Museen und Festivals; der alltäglich gewordene Glücksdiskurs. Keineswegs fällt die Aneignung von Subjektivität und Kultur den Menschen in den Schoß; sie setzt, wie schon die Aneignung der Natur, Reflexion, Lernen, Versuch und Irrtum voraus und ist von Pathologien bedroht: Unzufriedenheit, Enttäuschung, vertane Zeit, versäumte Chancen. Zu sehen ist die Absurdität einer Flucht zurück in die altgewohnte Denkwelt der Erweiterung des Möglichkeitsraums, während es primär darum geht, sich in ihm aufzuhalten. Das Schweigen des Gelingens Der Beitrag der Soziologie zur Beschreibung und Bearbeitung von Pathologien dieser Art liegt allerdings bei Null. Sie konzentriert sich auf Probleme, die etwas mit Mangel, Not, Leid, kurz mit Einschränkungen des Möglichkeitsraums zu tun haben. Menschen, denen es gut geht, werden schon zurechtkommen. Der normative Horizont der Soziologie endet im Haben und Können; das Sein ist ihr egal. Es liegt jedoch ein Widerspruch darin, zwar gegen das Leid zu kämpfen, aber die menschliche Existenz jenseits des Leids für nicht der Rede wert, gar für anstößig zu halten. Sind solche Überlegungen nicht pure Traumtänzerei? Ist das Gelingende nicht längst vom Sturm beunruhigender oder zumindest umwälzender Großereignisse hinweggefegt worden? Läßt man vorbeiziehen, was in den letzten 15 Jahren geschehen ist, kann man sich diesem Eindruck kaum entziehen: Regierungswechsel, deutsche Vereinigung, Euroeinführung, Osterweiterung der EU; Kriege auf dem Balkan, in Afghanistan, im Irak, der 11. September 2001, der 11. März 2003; Krise des Arbeitsmarktes und der Sozialsysteme; Abnahme der Wachstumsraten, Machteinbußen von Gewerkschaften und Arbeitnehmern, Arbeitszeitverlängerung ohne Lohnausgleich. Bei der Aufzählung dieser Ereignisse bleiben jedoch die mindestens ebenso wichtigen Nicht-Ereignisse ausgeblendet: die unauffällige, allgegenwärtige Szenerie der Möglichkeiten, die Annehmlichkeiten und praktischen Erleichterungen; die Wohnungen, Autos, Straßen und Geschäfte; die relative Sicherheit vor Gewalt und Willkür; die totale Versorgung mit Unterhaltungsangeboten, Informationen und Spielen; die funktionierenden Institutionen, die intakten Beziehungen, die verläßlichen Abläufe und die gut durchdachten Regeln. Normalerweise funktioniert ein PC zu 99 Prozent seiner Lebenszeit bestens. Das ist fast schon die ganze Wirklichkeit, es interessiert aber nicht im Geringsten. Funktionieren ist kein Ereignis, nur der Absturz. Der unspürbare Strom der Nicht-Ereignisse, auf die niemand neugierig ist und die keine Meldung wert sind, hatte in den vergangenen 15 Jahren weitaus größere Macht, als sie den punktuellen, medientauglichen Großereignissen zukam. Daß es anders werden könnte, daß die wunderbaren Nicht-Ereignisse in Mitleidenschaft gezogen werden könnten: Genau dies ist der Kern der Angst, die gegenwärtig umgeht. So vernünftig diese Angst sein kann, so absurd wird sie, wenn viele so tun, als wäre das zu Bewahrende bereits verloren. Ob man es zur Kenntnis nehmen will oder nicht, ob man sich über die explizite Feststellung des Sachverhalts entrüstet oder nicht: Es gehört auch zur deutschen Wirklichkeit des Jahres 2005, daß es noch nie so vielen Menschen so gut gegangen ist. Sie haben aufs Ganze gesehen mehr Zeit, ein höheres Realeinkommen, mehr Wohnraum, höhere Mobilität, mehr Kontaktmöglichkeiten, weniger private Verpflichtungen, geringere staatlich regulierte Einschränkungen ihrer persönlichen Freiheiten, geringere Umweltbelastungen, schönere Siedlungen und eine höhere Lebenserwartung denn je. Auch in den letzten 15 Jahren, nach dem angeblichen Ende des goldenen Zeitalters, gab es nicht etwa einen Einbruch, ja nicht einmal eine Stagnation auf hohem Niveau. Es gab nur eine Verlangsamung der Steigerung. Überfluß und Verarmungspanik gehen gegenwärtig Hand in Hand. Einerseits ist der in den siebziger Jahren begonnene Diskurs über das Glück immer noch aktuell; das Projekt des schönen Lebens wurde zur selbstverständlichen, weithin geteilten Leitvorstellung. Andererseits wird die Gesellschaft so beschrieben, als stünde sie am Abgrund. Als Konsequenz ergibt sich, daß die Frage nach dem Glück, mit der sich die viele intensiv beschäftigen, als unwichtiges Luxusproblem abgetan wird. Noch nie war die Chance besser, aus dem Leben das zu machen, was man ganz persönlich sinnvoll findet; aber der Diskurs über das schöne Leben bleibt nach wie vor der Werbung, den Soaps und den Glücksratgebern vorbehalten - intellektuelles Prestige ist mit der 'spießigen', 'harmoniesüchtigen', 'illusionären' Reflexion des schönen Lebens nicht zu holen. Die zögernde Gesellschaft zeigt sich nicht auf der Höhe ihrer Möglichkeiten, sie ist in das Projekt des schönen Leben geistig und institutionell noch nicht hineingewachsen. Vom eindimensionalen zum zweidimensionalen Denken Nicht, daß es nicht aller Anstrengungen wert wäre, das Niveau zu halten; nicht, daß man sich keinerlei Sorgen machen müßte. In der Metapher des 'Ausstiegs', die im Gefolge der Achtundsechziger populär wurde, steckt derselbe Denkfehler wie in der gegenwärtig grassierenden Angst vor der Rückkehr des Existenzkampfs: daß sich Menschen entweder um das Haben und Können kümmern müssen, oder sich dem Sein widmen dürfen - beides aber gehe nicht. Die einmal geschaffenen Bedingungen guten Lebens zu erhalten, verlangt richtig Arbeit und Intelligenz, und besser man übertreibt seine Sorge, als man ist zu sorglos. An Besorgtheit ist im Jahr 2005 freilich kein Mangel. Andererseits: Um neue Chancen und um den in langer Arbeit aufgebauten Bestand zu kämpfen lohnt sich nur dann, wenn man als erlebendes Subjekt etwas mit guten Bedingungen anzufangen weiß. Was sich als mögliches Lebensmodell abzeichnet, ist die Integration von könnensgerichtetem und seinsgerichtetem Handeln. In der bundesdeutschen Diskurswirklichkeit des Jahres 2005 gewinnt man jedoch eher den Eindruck der Schizophrenie als den der Integration. Erstaunlich ist dies nicht, wurden doch Können und Sein in der bundesdeutschen Nachkriegsgeschichte immer als Gegensätze begriffen. Zunächst triumphierte die Arbeit, dann das Spiel, und immer schien das eine das andere auszuschließen. Wenn es nun heißt, das Spiel sei aus und die Arbeit kehre zurück, so bleibt eines doch gleich: die eindimensionale Sichtweise, das Entweder-Oder. In den fünfziger Jahren mag die eindimensionale Sichtweise am Platz gewesen sein, heute ist sie obsolet. Genau an dieser Stelle zeigt sich die zweite historisch aktuelle Herausforderung der Erlebnisgesellschaft (neben der schon in Angriff genommenen ersten, das Denkmuster der Erlebnisrationalität an den Umstand anzupassen, daß ein Mensch keine Maschine ist). Diese zweite Herausforderung liegt im Übergang vom Entweder-Oder zum Sowohl-Als-Auch, im Übergang von der eindimensionalen zur zweidimensionalen Sichtweise. Mehr ist weniger Am auffälligsten zeigt sich die Beschränktheit eindimensionalen Denkens im gegenwärtigen deutschen Wachstumsjammer. Verminderte Steigerung ist etwas anderes als Wohlstandsverlust. Doch die unhaltbare Deutung von Verlangsamung als Rückgang ist in der bundesdeutschen Öffentlichkeit unbestritten. Wie sich die gegenwärtig grassierende Fehlinterpretation der ökonomischen Situation überhaupt entwickeln konnte, läßt sich nur vor dem Hintergrund eines wissenssoziologischen Rückblicks verstehen. Der Steigerungsschub der ersten Nachkriegsjahrzehnte brachte eine enorme Vermehrung der Möglichkeiten mit sich, und die Erlebnisgesellschaft war die Antwort darauf. Es war die Generation der Achtundsechziger, die den Umschwung von der Außenorientierung zur Innenorientierung vorantrug. Sie provozierten mit einer Lebensauffassung, die nach und nach alle erfaßte. Es kommt, so die Botschaft, darauf an, das Leben zu genießen; die Mittel dazu beschafft man sich schon irgendwie. Schon in den siebziger Jahren wurden allerdings die Ressourcen der Steigerung knapp, die historisch einmalige Schubkraft der Nachkriegsära war verbraucht. Zunächst wurde dies nicht als Katastrophe empfunden. Zum einen waren die Menschen noch damit beschäftigt, sich die neue Mentalität anzueignen. Fasziniert vom erreichten Niveau der Möglichkeiten, bildeten sie neue persönliche und soziale Muster heraus: Erlebnisrationalität, Erlebnismarkt und Erlebnismilieus. Zum anderen waren sie der Auffassung, daß die Verlangsamung des Wachstums bald vorübergehen werde. Der Begriff 'Konjunktur' tröstet; er läßt schwaches Wachstum als vorübergehende 'Delle' erscheinen, denn am Horizont winkt immer schon der nächste Aufschwung. Als Heinz Kluncker im Jahr 1974 mit sagenhaften 11 Prozent die höchste Lohnsteigerung in der Wirtschaftsgeschichte der Bundesrepublik erzielte, war der Zenit des deutschen Wachstumspotentials bereits überschritten. Heute wirkt dieser Tarifabschluß wie ein letztes Auflodern am Ende einer heißen Phase, die etwa 1950 eingesetzt hatte. Kein ernstzunehmender Nationalökonom hält eine Wiederholung dieses Steigerungsschubs für möglich, weil er auf Bedingungen beruhte, die nicht wiederkehren können: 'Ein riesiger, ungesättigter Bedarf an Gütern und Dienstleistungen, eine junge, gut qualifizierte und motivierte Erwerbsbevölkerung, die Wiedereröffnung kriegsbedingt verschlossener Märkte, eine Reihe wichtiger Innovationen, verbesserte Voraussetzungen der Kapitalbildung und des Kapitalflusses, vor allem aber eine außergewöhnliche Aufbruchstimmung.' Wie lebendig die Hoffnung auf eine Wiederkehr des Gründungsbooms der Bundesrepublik immer noch ist, wie umstandslos und ohne Gespür für ökonomische Entwicklung sich Maßstäbe und Erwartungen nach wie vor an einer unwiederholbaren Glanzzeit ausrichten, zeigt sich in Politikerreden, in Wirtschaftsgutachten, in internationalen Statistiken mit ihren Vergleichen des Unvergleichbaren, aber auch im bevölkerungsweiten Krisenkonsens. Eine Stimmung hat sich breit gemacht, in der sich ein spezifisch deutscher, von auswärtigen Beobachtern immer wieder mit Verwunderung konstatierter Pessimismus mit der Neigung von Menschen verbindet, das Urteil über die eigene Situation im Vergleich zu bilden. Jemand hat sein Auskommen und ist zufrieden; sobald aber ein r auftaucht, dem es besser geht, ist es mit der Zufriedenheit vorbei. Unzufriedenheit als Ergebnis von Vergleichen (und nicht etwa auf der Grundlage von Entbehrungen) äußert sich im Deutschland des Jahres 2005 in zwei Formen: zum einen als ganz normaler Neid, der seine Bezugsgrößen in der Gegenwart findet, und zum anderen als Wachstumsnostalgie, geboren aus dem Vergleich von Jetzt und Früher. Diese Wachstumsnostalgie beruht auf einer hochabstrakten gedanklichen Konstruktion: weg von den tatsächlichen, greifbaren Möglichkeiten, hin zum Unterschied der Möglichkeiten zwischen zwei Zeitpunkten. Nur in diesem Referenzrahmen erscheint geringeres Wachstum als Rückschritt. Wenn sich das Wachstum beispielsweise von vier auf zwei Prozent halbiert, hat eine Volkswirtschaft zwar

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