100 Fragen zum Umgang mit Menschen mit Demenz

100 Fragen zum Umgang mit Menschen mit Demenz

 

 

 

von: Ingrid Hametner

Schlütersche, 2010

ISBN: 9783842682672

Sprache: Deutsch

96 Seiten, Download: 432 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

geeignet für: Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen PC, MAC, Laptop


 

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100 Fragen zum Umgang mit Menschen mit Demenz



7 Der milieutherapeutische Ansatz (S. 69-70)


75. Frage: Was ist Milieutherapie?


Milieutherapie ist ein Sammelbegriff für Verfahren, die das Ziel vertreten, ein räumliches und soziales Milieu in Institutionen möglichst kommunikationsfördernd und nicht im Stil eines Krankenhauses zu gestalten.

Nach Woynar (2001) versteht man unter Milieutherapie eine Vorgehensweise, bei der sich die materielle und soziale Umwelt an krankheitsbedingten Veränderungen der Wahrnehmung, des Erlebens und der Verluste beziehungsweise die Reserven der demenzkranken Bewohner anpasst. Oberstes Ziel ist es, eine Atmosphäre zu schaffen, in der die Menschen ein möglichst ungestörtes Leben führen können. Lind (2006) spricht von einem »Konzept der demenzspezifischen Normalität«.

Man gliedert bei der praktischen Umsetzung in:
- soziale Umgebung,
- Tagesstrukturierung und
- architektonische Umgebung.

Dabei gelten Prinzipien wie Kontinuität (z. B. der Menschen, die in diesem Lebensraum arbeiten und leben), Überschaubarkeit, Vertrautheit, räumliche Möglichkeiten (wie Wohnküchen, um miteinander ins Gespräch zu kommen und etwas zu tun zu haben), Freiräume, um sich bewegen zu können, die Vermeidung von Störreizen, (z. B. durch ständige Radiomusik oder lautes Rufen nach Kolleginnen) etc.

Die betreuende Person orientiert sich in der Ablaufgestaltung an den Lebensrhythmen der einzelnen Bewohner und an der augenblicklich vorherrschenden Atmosphäre. Priorität hat das vom Menschen mitgeteilte Empfinden, auf das die Betreuungsperson eingehen muss, damit eine Verständigungsebene entstehen kann.

Die Gestaltung einer Tagesstrukturierung orientiert sich an den Gewohnheiten der Bewohner und wird kontinuierlich eingehalten, um Sicherheit zu geben. Das Aufgreifen biografisch verankerter Fähigkeiten (Handwerker, Hausfrau, Gärtner) und das Aufgreifen gelebter Antriebe (z. B. Ordnungssinn, Pflichtbewusstsein, Fürsorglichkeit) gehören in die Pflegeprozesse, um bewusst ein kommunikationsförderndes Milieu zu leben oder auch erlebbar zu machen.

Bei der Gestaltung des eigenen Zimmers werden möglichst viele vertraute persönliche Einrichtungsgegenstände in das Umfeld der erkrankten Person gebracht, um eineheimische Atmosphäre zu schaffen. Erinnerungsgegenstände, wie die alte Wanduhr, Bilder, Fotografien, Porzellan, Gläser, Bestecke bis hin zu Möbelstücken, sollten mitgenommen werden können.

Die Angehörigen sind wichtige Kooperationspartner, wenn die erkrankte Person ihre Interessen nicht mehr deutlich machen kann bzw. keine Möglichkeit mehr besteht, von ihr zu erfahren, wie sie ihre bisherige Lebensumgebung eingerichtet hatte. Die Gemeinschaftsräume sind mit Hilfe von Fachleuten geschmackvoll zu gestalten. Hier sollte man von funktional eingerichteten Räumen, die keine Geborgenheit geben können, absehen. Es ist aber ebenfalls nicht sinnvoll, mit dem Verweis auf die Tradition eine Atmosphäre wie auf einem Trödelmarkt zu schaffen. Es sollte beachtet werden, dass die Art des Wohnens in jeder Generation im Ermessen der Bewohner lag und somit in Gemeinschaftsräumen sehr unterschiedliche Vorstellungen über »schönes Wohnen« zusammenkommen werden. Es hat sich inzwischen ein Stil etabliert, bei dem neben der geschmackvollen Einrichtung interessante architektonische Ideen Beachtung finden und viel mit weichen Stoffen für Sitzecken und Ohrensesseln gearbeitet wird.

Auf die Wahl der Beleuchtung ist zu achten. Viele Wohnbereiche werden mittlerweile mit einer warmen, schattenfreien und hellen Beleuchtung (500 LUX) ausgestattet, die stimmungsaufhellend wirkt und zu einer besseren Orientierung verhilft.

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