Ratgeber Kopfschmerz: Informationen für Betroffene und Angehörige

Ratgeber Kopfschmerz: Informationen für Betroffene und Angehörige

 

 

 

von: Claus Bischoff, Harald C. Traue

Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG, 2005

ISBN: 9783840919589

Sprache: Deutsch

81 Seiten, Download: 1603 KB

 
Format:  EPUB, PDF, auch als Online-Lesen

geeignet für: geeignet für alle DRM-fähigen eReader geeignet für alle DRM-fähigen eReader Apple iPad, Android Tablet PC's Apple iPod touch, iPhone und Android Smartphones Online-Lesen PC, MAC, Laptop


 

eBook anfordern

Mehr zum Inhalt

Ratgeber Kopfschmerz: Informationen für Betroffene und Angehörige



2 Wie entsteht Kopfschmerz und warum geht er nicht von alleine weg? (S. 25-26)

Wenn Sie sich als Patient einen Überblick über die Ursachen von Kopfschmerzen verschaffen wollen, treffen Sie auf zahlreiche Bücher, Broschüren und Hinweise im Internet. Alle diese Informationen sind von Menschen geschrieben, die sich mehr oder weniger intensiv mit Kopfschmerzen befasst haben und ihre Sicht der Dinge vermitteln wollen. Nun sollten Sie wissen, dass weltweit und auch in Deutschland viele Wissenschaftler engagiert an der Erforschung von Kopfschmerzen arbeiten. Bei dieser wissenschaftlichen Arbeit sind viele Annahmen über Kopfschmerzen untersucht worden und manche Erkenntnisse gewonnen worden – endgültige Klarheit herrscht jedoch nicht. Wir werden im folgenden Kapitel erklären, auf welche Weise es – nach derzeitigem Kenntnisstand – zu Kopfschmerzen kommt, was dabei im Organismus vor sich geht und wieso Kopfschmerzen manchmal zu einem chronischen Leiden werden. Dabei sollen psychische Vorgänge ebenso beleuchtet werden wie körperliche (physiologische), denn erst das Zusammenwirken beider Einflüsse ergibt ein vollständiges Bild.

2.1 Psychologische Gemeinsamkeiten von Kopfschmerz

Bevor wir uns mit den häufigen Formen der Kopfschmerzen im Detail beschäftigen, sollen zunächst einige psychologische Gemeinsamkeiten beschrieben und im Hinblick auf ihre Auswirkungen erläutert werden. Auf welcheWeise psychologische Einflüsse wirksam werden, soll an einem Patienten mit episodischen Kopfschmerzen vom Spannungstyp mit erhöhter Schmerzempfindlichkeit der Muskulatur an Kopf und Nacken erläutert werden:

Fallbeispiel Herr P.: Der Patient litt schon während der Jugendzeit hin und wieder unter Kopfschmerzen, in den letzten zwei Jahren plagen ihn die Schmerzen so stark und häufig, dass er von der Arbeit fern bleiben muss. Die Kopfschmerzen haben mit dieser Stärke und Häufigkeit in einer Zeit begonnen, als der Patient die Trennung von seiner Partnerin zu verkraften hatte. Nach längerer Partnerschaft war es zu häufigen Konflikten gekommen, die schließlich zur Trennung führten. Auch jetzt hat der Patient den Eindruck, dass die Kopfschmerzen vermehrt auftreten, wenn er am Arbeitsplatz Auseinandersetzungen mit Kollegen oder Kolleginnen hat, von denen er sich nicht selten herabgesetzt fühle und gegen deren Hänseleien er sich nicht zu wehren wisse. Er würde sich in solchen Situationen vermehrt der Arbeit am Bildschirm zuwenden und manchmal ohne Pause mehrere Stunden seine Ruhe haben, aber nicht selten hinterlasse dann ein solcher Nachmittag starke Selbstzweifel und Niedergeschlagenheit, und dann würde er ganz in der Frühe aus unruhigem Schlaf aufwachen.

Auf Nachfragen erzählt der Patient, dass es ihm schwer falle, seinen Ärger zu zeigen, dass er dazu neige, sich dann in sein Schneckenhaus zurückzuziehen. Er spüre zwar den Impuls ärgerlich zu werden, sei dann aber doch nicht mutig genug. Das habe er schon als Kind oft so gemacht, wenn Vater und Mutter mit ihm schimpften oder ihnen die Hand ausgerutscht sei – womit er immer habe rechnen müssen. An diese Schläge an den Hinterkopf könne er sich noch gut erinnern. Außerdem habe er wenig Freunde unter seinen Schulkameraden gehabt.

Dass die Kopfschmerzen des Patienten, wenn auch seltener, schon in der Jugendzeit auftraten, ist typisch. Zu einer Verschlimmerung des Leidens kommt es während einer Krise. Die Fachleute sprechen hierbei von einem kritischen Lebensereignis, das mit einer erheblichen Belastung einhergeht.

Einerseits bedeutet ein solches Ereignis vermehrt Stress, vor allem Stress in einer Beziehung. Der Patient berichtet aber auch von Stress im Arbeitsleben, vor allem im Umgang mit den Kollegen. Eine andere Beobachtung ist hier auch von Belang: Der Patient ist offenbar nicht gut in der Lage, seinen Gefühlen von Angst, Scham und Ärger Ausdruck zu verleihen. Er schluckt sie hinunter. Diese emotionale Hemmung hat mehrere Auswirkungen: Die Kollegen und vielleicht auch schon die Partnerin und noch früher die Eltern haben nicht sehen können, welche Gefühle sie beim Patienten ausgelöst haben. Sie hatten deshalb auch wenig Anlass, Rücksicht auf seine Gefühle zu nehmen. Auch die emotionale Hemmung mit ihren Auswirkungen bedingt also für den Patienten ständigen Stress.

Kategorien

Empfehlungen

Service

Info/Kontakt