Evidence-based Nursing and Caring - Methoden und Ethik der Pflegepraxis und Versorgungsforschung
von: Johann Behrens, Gero Langer
Hogrefe AG, 2010
ISBN: 9783456946511
Sprache: Deutsch
385 Seiten, Download: 3826 KB
Format: PDF, auch als Online-Lesen
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Evidence-based Nursing and Caring - Methoden und Ethik der Pflegepraxis und Versorgungsforschung
1. Schritt: Auftrag klären in der Begegnung: Shared Decision Making (S. 99-100)
1.1 Der Auftrag Ihrer Einrichtung
Die meisten Mitglieder der Pflegeprofession arbeiten in Einrichtungen. Die Einrichtungen sollen es ihnen ermöglichen, ihren Klienten zu dienen. Nicht selten fühlen sich die Pflegenden allerdings in einer Art Sandwichposition: Oben die Einrichtungsleitung, unten die pflegebedürftigen Klienten, und dazwischen Sie. Einige erinnert diese Position weniger an einen Sandwich als vielmehr an einen Schraubstock. Bei allem Leiden am Schraubstock hat diese Position auf den ersten Blick aber oftmals auch etwas Entlastendes.
Allzu belastende Entscheidungsverantwortungen lassen sich gegenüber den Pflegebedürftigen und gegenüber einem selbst abwehren mit dem Spruch zur Klientin: »Ich verstehe Ihr Problem gut. Aber ich habe meine Vorschriften – und Sie haben Ihre Präferenzen!« Beide Teile des Abwehrspruchs verdienen es, genauer angesehen zu werden – die »Vorschriften« ihrer Einrichtung und die »Präferenzen« ihrer Klienten. Fangen wir bei Ihren Vorschriften an, beim Auftrag Ihrer Einrichtung.
Dazu können wir auf das im Grundlagenkapitel G Erörterte zurückgreifen. Denn dieses Grundlagenkapitel zeigte oder sollte zeigen, dass die pflegerische Auftragsklärung der entscheidende, aber auch riskante Schritt für den gemeinsamen Aufbau interner und für die Nutzung externer Evidence in der Begegnung mit der Klientin, für die Verknüpfung von Nursing und Caring ist. Woher wissen Sie, was Ihr Auftrag ist? Viele Pflegeprozesse gehen daneben, weil die Aufgabenstellung nicht erarbeitet, sondern verhudelt wurde.
Da ist es unverständlich, dass in vielen Darstellungen der Schritte Evidencebasierter Pflege und Medizin ausgerechnet der erste Schritt, die Aufgabenklärung, fehlt – als sei diese ganz unproblematisch gegeben. Viele Pflegende fühlen sich zwischen ihrer Chefin, den wirtschaftlichen Überlebensinteressen der Einrichtung, den Versichertengemeinschaften einerseits und den Pflegebedürftigen und Patienten andererseits von zwei Seiten eingezwängt.
Diese Zwangslage, so belastend sie ist, erlaubt manchmal auch bequeme Abwehrantworten. So hören Pflegebedürftige und Patienten von uns oft: »Ich verstehe Sie ja so gut, aber ich kann da leider nichts machen, die Kasse zahlt nicht und die Einrichtung erlaubt es mir nicht.« Das ist natürlich falsch. Es wird aber daran klar, dass die meisten von uns mit zwei Seiten die Aufgabenstellung klären müssen: Mit der Einrichtung und mit den individuellen Pflegebedürftigen. die wichtigere – weil die Pflege der Pflegebedürftigen der Zweck der Einrichtung ist.
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