Körperpflege ohne Kampf - Personenorientierte Pflege von Menschen mit Demenz
von: Ann Louise Barrick, Joanne Rader, Beverly Hoeffer et al. (Hrsg.)
Hogrefe AG, 2010
ISBN: 9783456947891
Sprache: Deutsch
377 Seiten, Download: 4947 KB
Format: PDF, auch als Online-Lesen
3 Menschen mit Demenz bei der Körperpflege unterstützen – allgemeine Richtlinien (S. 43-44)
Ann Louise Barrick, Joanne Rader
Körperpflege kann für Menschen mit Demenz ein besonders sensibles Thema sein. Die Betroffenen sind äußerst verletzlich und sehr leicht irritierbar. Selbst eine scheinbare Kleinigkeit, etwa Wasser in den Augen oder Ohren, kann Angst oder Aggressionen auslösen. Die Person mit Demenz hat das Gefühl, die Kontrolle über die Situation zu verlieren. Wir können jedoch unsere Interaktionen verbessern durch die Art und Weise, wie wir auf die Person eingehen und unsere Pflegeleistungen erbringen, damit sie Unbehagen minimieren und den individuellen Vorlieben entsprechen.
Jeder Mensch hat individuelle Merkmale, Gewohnheiten, Wünsche und Bedürfnisse, die beachtet werden wollen, damit er sich wohlfühlen kann. Je besser wir eine Person kennen, desto leichter gestaltet sich die Pflege. Personenorientierte Pflege setzt den Menschen an oberste Stelle, nicht etwa die Vorschriften und Verfahren der Betreuungseinrichtung oder die Tagesstruktur des Pflegeheims. Sie will die Wünsche des Schützlings so weit wie möglich berücksichtigen und bezieht ihn so gut wie möglich in die Entscheidungsfindung ein.
Diese Form der gezielten Betreuung achtet den Wert eines jeden Menschen, sie stellt die Unterstützung der praktischen und sozialen Stärken und Fähigkeiten der Person in den Mittelpunkt und berücksichtigt ihre individuellen Wertvorstellungen, Vorlieben und Lebensgewohnheiten. Zudem richtet diese Pflegemethode den Fokus auf die Förderung von Autonomie und Wahlfreiheit.
Personenorientierte Pflege basiert auf dem Wissen, dass manche Menschen aufgrund kognitiver Defizite ihre Wünsche nicht in Worte fassen können. Dennoch bieten uns ihre früheren Vorlieben und ihr derzeitiges Verhalten Schlüsselinformationen darüber, was in der aktuellen Situation ihren persönlichen Wünschen am nächsten kommt.
In solchen Fällen müssen Pflegende, die die Person betreuen, in der Lage sein, die Abläufe zu modifizieren und sie den direkt geäußerten oder impliziten Wünschen ihres Schützlings anzupassen. Wehrt sich beispielsweise eine Person körperlich gegen das Betreten des Badezimmers, will sie uns damit möglicherweise sagen, dass wir eine andere Methode der Körperpflege einsetzen müssen, dass sie Ermunterung und Unterstützung braucht oder die aktuelle Methode zu furchterregend, schmerzhaft oder eine Überforderung ist.
Kategorien
Kategorien
Empfehlungen
Service
Info/Kontakt