Palliative Pflege von Menschen mit Demenz

Palliative Pflege von Menschen mit Demenz

 

 

 

von: Stephan Kostrzewa

Hogrefe AG, 2010

ISBN: 9783456947730

Sprache: Deutsch

245 Seiten, Download: 2164 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

geeignet für: Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen PC, MAC, Laptop


 

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Palliative Pflege von Menschen mit Demenz



4 Konzepte und Ansätze für eine Versorgung Demenzkranker im Sterbeprozess (S. 109-110)

Es macht nur wenig Sinn, einzelne Elemente aus dem Ansatz des Palliative Care zusammenzutragen, um eine entsprechende Versorgung von Menschen mit Demenz im Sterbeprozess gewährleisten zu können. Dieses wäre rezeptartiges Vorgehen. Die einzelnen Tätigkeiten würden losgelöst nebeneinander stehen und wären dadurch beliebig. Damit dies nicht geschieht, muss ein sie verbindendes Bewusstsein innerhalb der Einrichtung geschaffen werden.

Dieses Bewusstsein spiegelt sich dann in der Gestaltung der Sterbesituation, in der Kommunikation über das Sterben, aber auch in der Zusammenarbeit der einzelnen Berufs- und Personengruppen wider. Ein Weg, dieses zu erlangen, ist von Wild und Kerschbaum in dem «Instrument des organisationalen Lernens» (2002) beschrieben worden.

Nur so kann das Lernen von und in Einrichtungen nachhaltige Wirkung zeigen. Und weiter: «Eine ‹Kultur des Sterbens› in den komplexen Organisationen unseres Sozial- und Gesundheitswesens ist immer eine ‹Organisationskultur des Sterbens›. Es braucht eine doppelte Aufmerksamkeit, um menschenwürdigeres Sterben zu ermöglichen, für die Betroffenen, die Helfenden und für die Rahmenbedingungen und Umstände: Keine Sterbebegleitung, ohne Bedingungen des Sterbens zu gestalten» (Heller, 2000: 14).

Für Organisationen und Einrichtungen, die Sterbende versorgen, gibt es mehrere Möglichkeiten, den Aufgabenbereich zu «be- oder verarbeiten». Exemplarisch soll dieses am stationären Altenpflegebereich veranschaulicht werden: Das Thema «Sterben und Tod» wird negiert Alle beteiligten Personen negieren das Thema Sterben und Tod.

Der Tod und das Sterben kommen quasi als Aufgabengebiet nicht vor. Die Fassade aus Rehabilitation, Mobilisierung und Aktivierung überdeckt das gelegentlich auftauchende Problem «Sterbebegleitung und Versorgung der Leiche». Ein bis zur Perfektion ausgeklügeltes System an Regeln, Kommunikationsstrukturen und Verhaltsweisen regeln die Entsorgung der Leiche. Die eigentliche Sterbebegleitungssituation unterliegt einer hochgradig improvisierten Absprache.

Der Tod tritt als Symbol nur kurzfristig in Erscheinung, da er effektiv und schnell aus dem Wohnbereich entsorgt wird. Neugierige Nachfragen anderer Bewohner werden ausweichend beantwortet. Angehörige lernen in diesem System schnell, dass ihre Aufgabe darin besteht, den Nachlass technisch rational in angemessener Zeit zu verwalten. Der neue Pflegeheimbewohner ersetzt schnell die entstandene Lücke, der Tagesablauf wird nicht unterbrochen, denn es ist ja eigentlich nichts Gravierendes geschehen. Keine öffentliche Mitteilung, keine Bekanntmachung, kein Ritual zur Verabschiedung.

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