Wissensmanagement - Eine Einführung für Pädagogen

Wissensmanagement - Eine Einführung für Pädagogen

 

 

 

von: Werner Wiater

VS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV), 2007

ISBN: 9783531903064

Sprache: Deutsch

258 Seiten, Download: 2512 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

geeignet für: Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen PC, MAC, Laptop


 

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Wissensmanagement - Eine Einführung für Pädagogen



1 Das Wissen und die Wissensgesellschaft (S. 15)

1.1 Wissen

1.1.1 Daten – Informationen – Wissen

„Wissen“ muss zunächst in Abgrenzung zu „Daten“ und „Informationen“ bestimmt werden. Unter „Daten“ versteht man heute (lediglich) eine „geregelte Folge von Zeichen“ (Buchstaben, Zahlen, Symbole), durch Beobachtung zustande gekommen und in Zahlenreihen, Texten oder Bildern kodiert, ohne eigene Bedeutung oder Hinweise auf ihre Verwendbarkeit bzw. Brauchbarkeit.

1789, 25 qcm, 34 % Abiturienten, 14 Milliarden Euro... sind Daten. Für sich allein sagen sie nichts aus, wenngleich mit ihrer Hilfe Bedeutung konstruiert werden kann, sie sind auf Grund von Konventionen interpretierbar (z. B. bedeutet die Zahlen-Symbolen-Reihe 14.7.1789 einen bestimmten Tag in einem bestimmten Jahr).

Daten bilden gewissermaßen den Rohstoff für „Informationen“. „Informationen“ sind Daten, die in einen Bedeutungs- und Problemkontext gestellt sind und dadurch über einen Sachverhalt aufklären, Informationen stehen also immer im Kontext von Relevanzen, die ihrerseits systemabhängig sind.

So wird aus der Datenreihe 14.7.1789 im Zusammenhang der europäischen Gechichtsschreibung die Information „Sturm auf die Bastille in Paris, Ausbruch der Französischen Revolution“. Damit aus Informationen „Wissen“ entsteht, muss der Mensch sie in seinen Erfahrungskontext, seine Denk-, Gefühls-, Handlungs- und Wollensstruktur aufnehmen. Dabei wählt er sie aus, bewertet und vergleicht sie mit im Gedächtnis abgespeichertem Wissen und vernetzt sie damit.

Um mit „1789“ und „Französische Revolution“ etwas anfangen zu können, muss er um die französische Gesellschaft im 18. Jh. und um andere Ursachen der Revolution sowie um die Folgen der Revolution für Europa insgesamt wissen. Die Bedeutung von 25 qcm kann einschätzen, wer beispielsweise den Satz des Pythagoras und die Besonderheiten des rechtwinkligen Dreiecks kennt, die 34 % Abiturienten sagen ihm etwas anderes, wenn er selbst kein Abitur gemacht hat als wenn er sich für akademische Berufe interessiert.

Flutopfer, denen im Sommer 2002 ihr Hab- und Gut zerstört wurde, verbinden mit der Milliardenzahl konkrete Reparatur- und Neukauf-Beträge usw. So werden Informationen Bestandteil persönlichen Wissens. Wissen ist also nicht gleichzusetzen mit verfügbaren Informationen, sondern erst mit der Fähigkeit des einzelnen Menschen gegeben, geordnete Aussagen über Fakten und Ideen herstellen, übermitteln und in bewusstes Handeln umsetzen zu können. Vom Wissen spricht man im Unterschied zu Daten oder Informationen erst, wenn Daten und Informationen Eingang in die Denkstruktur des Menschen gefunden haben und Bedeutungen, Werteinsichten, Beziehungen und Impulse zum Weiterdenken und zum Handeln davon ausgehen.

Die individuelle Verfügbarkeit von Wissen ist demnach ein entscheidendes Kriterium (in Differenz zur Information), ein anderes dessen Nutzen für Reflexion, Verständigung, Problemlösung und Veränderung. Allerdings ist darauf hinzuweisen, dass Daten, Informationen und Wissen nicht als aufeinander folgende Stufen zu betrachten sind. Denn Informationen sind aus Wissensbeständen entnommen worden und sind deren verdichtete bzw. reduzierte Form. „Information reduziert Komplexität insofern, als sie eine Selektion bekannt gibt und damit Möglichkeiten ausschließt“ (Luhmann 1984: 103f.)

Nur müssen diese wieder im Rezipienten Bedeutung bekommen. Umgekehrt ist das Wissen ein „synergetisches Mehr“ als die Summe aller aufgenommenen Informationen. „Wissen ist das Ergebnis eines Verstehensprozesses, der sich durch die Einordnung von Informationen in einen Kontext auf Basis individueller Erfahrungen vollzieht.“ (Klein 2001a, S. 73) „Wissen umfasst die Fähigkeit zum sozialen Handeln und die Möglichkeit, etwas in Gang zu setzen.“ (Stehr 1994, S. 12) „Wissen entsteht durch Vernetzung unterschiedlicher Informationen, die ihrerseits als bedeutungshaltige Datenkomplexe auf der Basis verschiedener Zeichen aufgefasst werden können.

Je nach Perspektive steht dabei der Modellcharakter, das zweckbezogene Moment, der Verwendungszusammenhang oder der Mitteilungscharakter des Wissens im Vordergrund..“ (Hug/Heinze, 2003, S. 43)

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