Die psychiatrische Eugenik in Deutschland und in der Schweiz zur Zeit des Nationalsozialismus : Ein Beitrag zur geschichtlichen Aufarbeitung mit beson ... Kinder- und Jugendpsychiatrie in der Schweiz

Die psychiatrische Eugenik in Deutschland und in der Schweiz zur Zeit des Nationalsozialismus : Ein Beitrag zur geschichtlichen Aufarbeitung mit beson ... Kinder- und Jugendpsychiatrie in der Schweiz

 

 

 

von: Magdalena Schweizer

Peter Lang AG, 2002

ISBN: 9783906768229

Sprache: Deutsch

324 Seiten, Download: 1087 KB

 
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Die psychiatrische Eugenik in Deutschland und in der Schweiz zur Zeit des Nationalsozialismus : Ein Beitrag zur geschichtlichen Aufarbeitung mit beson ... Kinder- und Jugendpsychiatrie in der Schweiz



III. Die schweizerische Beteiligung an den internationalen Kongressen der Rassenhygiene (S. 145-147)

1. Die wissenschaftlichen Beziehungen zwischen der Schweiz und Deutschland in bezug auf das Thema der Rassenhygiene

Otto Schlaginhaufen wurde nach Keller (1995:175) im Jahr 1923 Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Vererbungswissenschaft, die unter anderem das Ziel hatte, die wissenschaftspolitische Stellung der Vererbungswissenschaften nach innen wie nach aussen zu stärken. Er trat auch der Deutschen Gesellschaft für Physische Anthropologie bei, die sich, so sagte Eugen Fischer an der ersten Tagung im April 1926, ausschliesslich an Fachgenossen wende und im Schnittpunkt des „morphologischen und des physiologisch-biologischen Forschens" eine Verbindung zwischen der metrischen Anthropologie und der aufkommenden Genetik herstellen wollte.

1926 erschien im Archiv für Rassen- und Gesellschaftsbiologie, dem Organ der Deutschen Gesellschaft für Rassenhygiene, ein Aufruf zur Gründung der Deutschen Gesellschaft für Blutgruppenforschung, der er ebenfalls beitrat. Seit 1925 war Otto Schlaginhaufen Mitglied der International Federation of Eugenic Organizations (IFEO), wo er zugleich auch im Advisory board der Vereinigung tätig war. Gemeinsam mit Auguste Forel vertrat er die schweizerisch-eugenische Bewegung. Schon damals erkannte er, dass die Föderation nicht wegen ihrer Mitgliederzahl von Bedeutung war, sondern weil sich hier die Vertreter der rassenhygienischen Organisationen aus den verschiedenen Ländern regelmässig mindestens einmal pro Jahr auf interna tionaler Ebene trafen, um sich gegenseitig über wissenschaftliche Projekte und eugenische Vorstösse ins Bild zu setzen.

Die Anstösse, die von diesen Gesellschaften ausgingen, schienen Schlaginhaufen für seine eigene Arbeit unentbehrlich zu sein. Mit beinahe allen Vorsitzenden der neuen Gesellschaften war Otto Schlaginhaufen auch persönlich bekannt, und über Mitgliedschaften und Freundschaften war der Vorsteher des Anthropologischen Instituts in Zürich fest eingebunden in das Netz der deutschsprachigen Anthropologie. Zu ihren Repräsentanten gehörte auch Otto Reche27, der frühere Kollege und Mitarbeiter am Museum für Völkerkunde in Berlin. Er war in Leipzig zum Ordinarius berufen worden und hatte das dortige Ethnographische Seminar in „Institut für Rassenund Völkerkunde" umbenannt.

(Keller 1995:139) Er war zu einem der führenden Rassenforscher avanciert und galt weitherum als Spezialist für die anthropologische Vaterschaftsbestimmung. In München übernahm nach dem Tod von Rudolf Martin Schlaginhaufens Studienkollege Theodor Mollison den Lehrstuhl für Anthropologie. Er war auf die biologische, vererbungstheoretische Richtung eingeschwenkt und befasste sich mit eugenischen Fragen. Eugen Fischer, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Rassenhygiene und Professor für Anthropologie in Freiburg, zu dem Schlaginhaufen ebenfalls Beziehungen unterhielt, galt spätestens seit dem Grundriss der menschlichen Erblichkeitslehre und Rassenhygiene, den er gemeinsam mit Erwin Baur und Fritz Lenz herausgegeben hatte, als einer der bedeutendsten Rassenbiologen seiner Zeit. Schlaginhaufens Beziehungsnetz reichte aber auch über Deutschland hinaus, zum Beispiel wirkte in Polen sein ehemaliger Mitstudent Jan Czekanowski, und in Rom kannte er Giuseppe Sergi.

Auch nach den ersten schweren Ausschreitungen gegen jüdische Geschäfte und Juden, nach der Liquidation von Parteien und Gewerkschaften und der Inkraftsetzung eines Gesetzes, das die NSDAP zur einzigen Partei erklärte, blieb Schlaginhaufen Mitglied der verschiedenen deutschen wissenschaftlichen Gesellschaften, die sich nach und nach in den Dienst des Reichs stellten oder die in seinen Dienst gestellt wurden. Er katalogisierte gewissenhaft die Schriftenreihe des Reichsausschusses für Volksgesundheit, welche nun Beiträge wie Die Bedeutung von Blut und Boden für das deutsche Volk oder Die Aufgaben der Frau für die Aufartung enthielt. In die Bibliothek der Julius-Klaus-Stiftung wurde das NSDAP-Organ Rassenpolitische Auslands-Korrespondenz aufgenommen. Es fand seinen Platz neben anderen Zeitschriften wie Volk und Rasse oder RASSE – Monatsschrift der Nordischen Bewegung. (Keller 1995:175 f.)

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