100 Fragen zum Umgang mit Menschen mit Demenz

100 Fragen zum Umgang mit Menschen mit Demenz

 

 

 

von: Ingrid Hametner

Brigitte Kunz Verlag, 2007

ISBN: 9783899934557

Sprache: Deutsch

93 Seiten, Download: 352 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

geeignet für: Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen PC, MAC, Laptop


 

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100 Fragen zum Umgang mit Menschen mit Demenz



3 Der Herausforderung Demenz begegnen (S. 32)

27. Frage: Was versteht man im Themenkomplex Demenz unter Herausforderung?
Die Herausforderung ist eine demenzbedingte Verhaltensauffälligkeit, mit der eine Pflege- oder Betreuungskraft umgehen muss. Kennzeichnend für die Herausforderung ist zunächst einmal, dass sie nicht grundsätzlich negativ zu bewerten ist. Ohne Wertung kommt es darauf an, sich dieser Anforderung bewusst zu werden. Die Herausforderung kommt im Rahmen einer berufl ichen Beziehung zustande, die zwischen dem zu pflegenden Menschen und der Pfl egefachkraft entsteht. Unbestritten stellt die Pflege und Begleitung von Menschen mit demenziellen Erkrankungen höchste Anforderungen an die Pflege- und Begleitpersonen. Sie erfordert fachliche Kompetenzen bei allen, die einen menschenwürdigen Umgang mit den erkrankten Personen praktizieren wollen.

Jede Pflege- oder Betreuungsperson ist gefordert, alles zu tun, damit der Betroffene sich verstanden fühlt. Im Themenkomplex Demenz wird unter einem herausfordernden Verhalten von Menschen mit Demenz Aggression oder Depression verstanden.

28. Frage: Was macht die Hilfeleistung für Menschen mit Demenz so schwierig?
Jede Situation, die ich nicht verstehe, macht es mir schwer, entsprechend damit umzugehen. Wenn ich nicht erkennen kann, warum eine Person schreit oder apathisch an mir vorbeischaut, brauche ich Wissen über Zusammenhänge, aber auch Kreativität, um adäquat auf die Person einzugehen. Pflegende geben in Untersuchungen immer wieder an, dass die Betreuung von Menschen mit herausforderndem Verhalten neben der Konfrontation mit Tod und Sterben zu den bedeutendsten Stressfaktoren gehört.

Hildegard Peplau hat in ihrem Modell der psychiatrischen Krankenpflege deutlich gemacht, dass Pflege Beziehungsarbeit ist. Die Beziehungsarbeit in der Pflege wird im Rahmen einer berufl ichen Rolle geleistet, in der sich zunächst einmal zwei Fremde begegnen. Die professionelle Pflegefachkraft übernimmt Hilfen in einer differenzierten Art und Weise, in der sie berücksichtigt, welche Aufgaben die Person selbst übernehmen kann, ohne überfordert zu werden.

Die professionelle Pflegefachkraft ist bei Peplau die Expertin, die spezielle Hilfen anbietet, und sich gleichzeitig auch als Anleitende einbringt. Nach Peplau ist Pflege ein signifikanter therapeutischer interpersonaler Prozess, in den sich die Pflegefachkraft mit ihren Fähigkeiten und Fertigkeiten einbringt, um »Wachstum und Entwicklung« (Peplau) der Persönlichkeit zu fördern. Gerade bei der Hilfeleistung für Menschen mit demenziellen Erkrankungen wird deutlich, wie differenziert auf die Lebens- bzw. Pflegesituation der erkrankten Person bezogen Pflege- oder Betreuungsarbeit geleistet werden muss, um ein Klima zu schaffen, dass die demenziell veränderte Person nicht bevormundet, sondern anerkennt.

Bei der Verabschiedung des Pfl egeversicherungsgesetzes in seiner ersten Fassung wurden diese Hilfestellungen vorrangig auf die Funktionalität bezogen. Inzwischen hat es Nachbesserungen gegeben und alle Fachleute erkennen die besondere Problematik an, wenn aufgrund des verringerten Denkvermögens oder einer verringerten Gedächtnisleistung Hilfebedarf entstanden ist. Bei Pflegestufe I wird im Bereich der Körperpflege, Ernährung, Mobilität und der hauswirtschaftlichen Versorgung einmal am Tag Hilfe für wenigstens zwei Verrichtungen notwendig. Bei der Pflegestufe II ist mindestens dreimal Hilfestellung erforderlich und bei Stufe III ist eine ganztägige Hilfestellung notwendig.

Die Pflegesituation ist geprägt durch das eingeschränkte kognitive Leistungsvermögen (evtl. Aphasie, Agnosie, Apraxie oder mangelnde Exekutivfunktionen) der zu pfl egenden Person. Obwohl Beweglichkeit vorhanden ist, können die angesprochenen Aufgaben nicht übernommen werden. Schon das »Kaffeetrinken« kann zu einer Überforderung werden. Nur im geduldigen »Verhandeln«, vielleicht sogar, indem die Pflegefachkraft sich dazusetzt und auch Kaffee trinkt, wird verstanden, was gemacht werden soll.

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