Konstruktivismus und Pädagogik

Konstruktivismus und Pädagogik

 

 

 

von: Holger Lindemann

Ernst Reinhardt Verlag, 2006

ISBN: 9783497603213

Sprache: Deutsch

287 Seiten, Download: 2163 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

geeignet für: Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen PC, MAC, Laptop


 

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Konstruktivismus und Pädagogik



7 Pädagogik als Theorie ethischen Handelns (S. 184-185)

„Wizards had always known that the act of observation changed the thing that was observed, and sometimes forgot that it also changed the observer too."
(Pratchett 1995, 47)

„Pädagogik (. . .) bezeichnet die Lehre, Theorie und die Wissenschaft von der Erziehung und Bildung (. . .)" (Lenzen 1989, 1107, eigene Hervorhebung) Die Begriffe Pädagogik, Erziehungs- und Bildungswissenschaft können in diesem Sinne synonym verwendet werden. Wie unterschiedlich die Bezugspunkte, Ziele und das Verständnis von Pädagogik sind, zeigt sich in einer Vielzahl verschiedener Formen von Pädagogik. Diese beziehen sich entweder auf bestimmte Zielgruppen (Sonderpädagogik, Lernbehindertenpädagogik, interkulturelle Pädagogik, Elementarpädagogik, Sozialarbeit), Inhalte (Museumspädagogik, Umweltpädagogik, Medienpädagogik, Freizeitpädagogik), Arbeitsfelder (Vorschulpädagogik, Sonderschulpädagogik) oder auf bestimmte Grundannahmen (Antipädagogik, Reformpädagogik, Waldorfpädagogik), die auch nach ihren Begründern benannt werden (Montessoripädagogik, Freinetpädagogik, Lenzen 1989, 1112f, Lenzen 2002a, 37ff). Im Zusammenhang mit der Vielfalt möglicher Begründungen, Zielrichtungen, Handlungsfelder und Zusammenhänge im pädagogischen Handeln kommt der Pädagogik als Wissenschaft eine ordnende Funktion zu, die sich in mehrere Einzelaspekte untergliedern lässt. Hierzu zählen Erklärungen über Wirkzusammenhänge in sozialen Kontexten und im pädagogischen Handeln und die kritische Reflexion jeder Konkretisierung und Legitimation pädagogischer Praxis (Lenzen 2002a, 20).

In einem Pluralismus möglicher Erklärungen und Handlungen, die das Lernen und die Entwicklung der Adressaten pädagogischen Handelns sowohl unterstützen als auch behindern können, ist Pädagogik keine Wissenschaft, die Normen und Ziele setzt. Sie ist vielmehr eine Wissenschaft, die sich mit dem Prozess und den Auswirkungen von Norm- und Zielsetzung beschäftigt. In einer pluralistischen und globalisierten Gesellschaft verändert sich Pädagogik von einer normativen Wissenschaft zu einer kritischreflexiven Disziplin. Diese Veränderung hat schon mit dem Positivismusstreit in den Erziehungswissenschaften eingesetzt und ist seither Bestandteil erziehungswissenschaftlicher Diskussion. Als Wissenschaft kann es demnach nicht die Aufgabe der Pädagogik sein, Handlungsanweisungen zu erstellen oder Ziele vorzugeben. Sie kann eher dazu dienen, gesellschaftli- ches und pädagogisches Handeln in seinen Zusammenhängen und Zielbestimmungen hinsichtlich des Lernens und der Entwicklung von Menschen zu reflektieren und zu hinterfragen. Um diesem Bestimmungswandel von Pädagogik gerecht zu werden, ist laut Gudjons unterschiedliches Wissen erforderlich:

„Erklärungswissen (das z. B. hilft, Entstehungsursachen von Aggression oder Gewalt zu begreifen) oder Orientierungswissen (das z.B. ein Bewusstsein für die vielen Entscheidungen bei der Lehr-/Lernplanung schafft) oder Handlungswissen (das zur Bewältigung praktischer Probleme dient). Das Studium der Erziehungswissenschaften wird mehr und mehr eingebettet sein in eine viel umfassendere Reflexions- und Urteilskompetenz im Hinblick auf diese neuen Herausforderungen." (Gudjons 2001, 259f, siehe Kap. 8.2.1)

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