Bewegung und Mobilitätsförderung - Praxishandbuch für Pflege- und Gesundheitsberufe

Bewegung und Mobilitätsförderung - Praxishandbuch für Pflege- und Gesundheitsberufe

 

 

 

von: Elke Schlesselmann

Hogrefe AG, 2019

ISBN: 9783456958866

Sprache: Deutsch

360 Seiten, Download: 9452 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

geeignet für: Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen PC, MAC, Laptop


 

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Bewegung und Mobilitätsförderung - Praxishandbuch für Pflege- und Gesundheitsberufe



3 Prozess des Bettlägerigwerdens
Angelika Zegelin

3.1 Vorarbeiten

Die Literaturrecherche zeigte, dass weltweit nichts zur Bettlägerigkeit geforscht wurde. In Regelwerken wie Pflegeversicherung wird mit unklaren Begriffen gearbeitet, auch der Begriff „Immobilität“ ist in Pflegezusammenhängen unscharf – in Klassifikationssystemen wie ICF oder Nanda-Pflegediagnosen fehlt Bettlägerigkeit.

Fruchtbarer war die Beschäftigung mit Nachbarsdisziplinen. In der anthropologischen Literatur wird durchweg auf die Wichtigkeit des Aufrecht-Seins als menschliche Konstante hingewiesen. Ein Liegeschicksal wird mit Autonomieund Würdeverlust verbunden, Begriffe wie „Niederlage“ oder „Unterlegensein“ weisen darauf hin. Zumindest der Kopf sollte immer erhöht sein, zur Kontrolle des eigenen Körpers und der unmittelbaren Umgebung. Auch das Nachlesen über das Möbel Bett war sehr interessant. In unserer Zivilisation taucht es für die Bevölkerung erst im 18. Jahrhundert auf, davor wurden Strohsäcke und Matratzen tags weggeräumt – so ist es im Großteil der (armen) Welt auch heute noch. Ein Bett beansprucht Platz, Schlafzimmer wurden nötig und damit das Liegen in die Privatheit verbannt. Heute halten wir uns in Sitzgruppen auf. Alte Menschen haben durchaus noch ein Sofa in der „Wohnküche“ stehen, das ist gut für ein kurzes Liegen zwischendurch.

Dieses Kapitel beschreibt
• die Entstehung der Behandlungsempfehlung zur Bettruhe und deren körperliche Auswirkung,
• die Entwicklungsspirale hin zur Bettlägerigkeit, die sich als Phasenmodell darstellen lässt,
• die wesentlichen Einflussfaktoren auf die Entstehung der Bettlägerigkeit.

Mitte der 90er-Jahre fiel mir auf, dass der Begriff „Bettlägerigkeit“ nicht im Glossar der Pflegelehrbücher auftauchte – ich interessierte mich damals sehr für Pflegesprache.

In Weiterbildungsseminaren bat ich über hundert TeilnehmerInnen, sich schriftlich auf einer Seite zu äußern, was Bettlägerigkeit sei und wie sie zustande kommt. Die Äußerungen waren höchst unterschiedlich – ein Hinweis, wie wichtig die Pflegewissenschaft ist, um Tatbestände überhaupt zu konzeptualisieren. Ich habe mich dann entschlossen, als Dissertation in einer Grounded- Theory-Studie das Thema Bettlägerigkeit zu untersuchen.

Das Vorhaben, nebenberuflich, dauerte von 1997 bis 2004. Hauptfragen waren: Was ist Bettlägerigkeit und wie entwickelt sich das Zuliegekommen. Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden. Aus Elke Schlesselmann (Hrsg.): „Bewegung und Mobilitätsförderung“ (9783456858869) © 2019 Hogrefe Verlag, Bern.

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