Diagnose: Prostatakrebs. Ein Ratgeber – nicht nur für Männer

Diagnose: Prostatakrebs. Ein Ratgeber – nicht nur für Männer

 

 

 

von: Lothar Weißbach, Edith A. Boedefeld

W. Zuckschwerdt Verlag, 2005

ISBN: 9783886038589

Sprache: Deutsch

281 Seiten, Download: 4864 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Diagnose: Prostatakrebs. Ein Ratgeber – nicht nur für Männer



7 Verschiedene Formen der Strahlentherapie (S. 94-95)

Seit fast 100 Jahren wird die Strahlentherapie in den verschiedensten Formen zur Heilung von Menschen mit Krebs eingesetzt. In den Anfangszeiten waren die Ergebnisse der Behandlung durch die geringen technischen Möglichkeiten sehr limitiert. Bedingt durch die geringe Eindringtiefe der Strahlen mussten an der Oberfläche, also der Haut der Patienten, sehr hohe Dosen gegeben werden. Das führte zu sehr starken Nebenwirkungen nicht nur an der Haut und senkte logischerweise die Akzeptanz bei den Patienten. Ein großer Fortschritt war die Entwicklung der Tiefentherapie mit 60Kobalt. Die Strahlenquelle saß im Kopf des Bestrahlungsgerätes und musste in regelmäßigen Abständen erneuert werden, da die Intensität der Strahlung mit der Zeit abnimmt. Nach dem zweiten Weltkrieg konnten damit erstmals auch in der Tiefe des menschlichen Körpers gelegene Tumoren mit einer akzeptablen Dosisverteilung bestrahlt werden. Der entscheidende Schritt vorwärts war die Entwicklung des Linearbeschleunigers, mit dem unterschiedliche Strahlen mit verschiedenen Energien direkt erzeugt werden können. In modernen Abteilungen für Strahlentherapie wird heutzutage nahezu ausschließlich mit Linearbeschleunigern bestrahlt. Die Strahlentherapie wird durch ein Team von Spezialisten – bestehend aus dem Arzt, einem Medizinphysiker und medizinisch technischen Angestellten (»MTRA«) – vorbereitet und in einer komplizierten Gemeinschaftsarbeit am Patienten durchgeführt. Die Behandlung wird vom Arzt für Strahlentherapie festgelegt. Die Berechnung der Dosis, bzw. die Zeitdauer, die bestrahlt wird, nimmt der Medizinphysiker vor. Die tägliche Lagerung des Patienten am Bestrahlungsgerät und die Umsetzung der Bestrahlung ist Aufgabe der »MTRAs«, ohne deren Mitwirkung die Durchführung einer Bestrahlung unvorstellbar wäre. Eine gute Zusammenarbeit dieser Spezialisten ist die Voraussetzung dafür, dass ein Patient sich gut betreut und damit auch gut behandelt fühlt.

7.1 Die perkutane Strahlentherapie

Die Technik der Bestrahlung von außen über die Haut (»perkutane Strahlentherapie «), wie sie beispielsweise bei der Therapie des Prostatakarzinoms eingesetzt wird, ist in den letzten Jahren revolutioniert worden. Die Gründe hierfür sind vielfältig und liegen in der schnellen Entwicklung der Computertechnik begründet. Das betrifft alle Bereiche der perkutanen Strahlentherapie: die Bestrahlungsplanung, die technische Umsetzung der Bestrahlung selbst und die Präzision der Strahlentherapie während der Behandlung. Damit Sie eventuell als Betroffener diese nicht ganz einfachen Zusammenhänge verstehen können, stellen wir den Ablauf der Bestrahlung mit den einzelnen Stationen dar. Grundsätzlich wird heutzutage die Bestrahlung der Prostata an einem Linearbeschleuniger durchgeführt. In diesen Linearbeschleunigern wird die Strahlung – d. h. die Photonen- und Elektronenstrahlung – direkt erzeugt. Das ist ein wesentlicher Unterschied zu den früher eingesetzten Kobaltbestrahlungsanlagen. Bei diesen Geräten war im Strahlerkopf eine Kobaltquelle eingesetzt. Deren Strahlung nimmt mit der Zeit ab (»Halbwertszeit: die Zeit, in der die Intensität um 50% abnimmt«), deshalb wird die Quelle in bestimmten Zeitabständen entfernt und durch eine neue Quelle ersetzt. Solche aufwändigen Quellenwechsel sind bei Linearbeschleunigern nicht notwendig. Zusätzlich haben die in einem Linearbeschleuniger erzeugten Photonenstrahlen eine höhere Energie und können den menschlichen Körper besser durchdringen. Dadurch wird eine bessere Verteilung der Strahlungsdosis z. B. in der Prostata erzeugt. Die Gesamtdosis der perkutanen Strahlentherapie des Prostatakrebses beträgt 70–72 Gray (»Gy«) oder mehr. Ronald Gray gilt als einer der Mitbegründer der modernen Strahlentherapie, deshalb wurde die Einheit der Strahlentherapie zu seinen Ehren nach ihm benannt. Unterzieht sich ein Patient mit Prostatakrebs einer perkutanen Strahlentherapie, so muß er mit einer Therapiedauer von 50–70 Tagen (8–9 Wochen) rechnen. Das erklärt sich daraus, dass täglich nur etwa 1,8–2 Gy eingestrahlt werden können, um die gute Verträglichkeit zu sichern und die Rate schwerer Spätfolgen nicht erheblich zu erhöhen.

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