Am Rande der Gesellschaft - Risiken sozialer Ausgrenzung

Am Rande der Gesellschaft - Risiken sozialer Ausgrenzung

 

 

 

von: Petra Böhnke

Verlag Barbara Budrich , 2005

ISBN: 9783938094938

Sprache: Deutsch

251 Seiten, Download: 1690 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

geeignet für: Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen PC, MAC, Laptop


 

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Am Rande der Gesellschaft - Risiken sozialer Ausgrenzung



6 Ausgrenzungsrisiken: Verbreitung und sozialstrukturelle Muster (S.123)

Das vorangegangene Kapitel hat sich ausschließlich der Perspektive der Individuen, ihren Selbsteinschätzungen und Bewertungen gewidmet. Als nächster Schritt folgt eine detaillierte Auseinandersetzung mit den Determinanten sozialer Ausgrenzung und es wird der Frage nachgegangen, auf welche Lebensbedingungen sich wahrgenommene Zugehörigkeitsverluste zurückführen lassen.

Zum einen wird die grundlegende These der Ausgrenzungsdebatte überprüft, nach der sich Ausgrenzungserfahrungen vor allem aufgrund von Armut, Arbeitslosigkeit und kumulierten Benachteiligungen ausbreiteten. Darüber hinaus stehen die behaupteten sozialstrukturellen Veränderungen zur Disposition: Haben sich Ausgrenzungsrisiken „entstrukturiert"", also von klassischen Problemgruppen gelöst?

Oder zeigen die Ergebnisse eher eine Polarisierung der Sozialstruktur an, und konzentrieren sich Marginalisierungserfahrungen verstärkt bei den unteren sozialen Schichten? Zunächst steht der persönliche Lebensstandard und die Arbeitsmarktanbindung im Mittelpunkt sowie die Verbreitung diesbezüglicher Verunsicherungen in der Bevölkerung während der 1990er-Jahren (Punkt 6.1).

In einem weiteren Schritt wird untersucht, welche materiellen Versorgungsdefizite Marginalisierungserfahrungen mit sich bringen und welche nicht. Stimmen die Risikofaktoren mit denen überein, die auch Armut verursachen, d.h. treffen Armut und Marginalisierungserfahrungen die gleichen sozialen Gruppen? Damit kann ein Beitrag zur Diskussion geleistet werden, ob es sich bei Armut und sozialer Ausgrenzung lediglich um Synonyme handelt oder ob damit unterschiedliche soziale Realitäten beschrieben werden (Punkt 6.2).

Ferner sollen Kontextbedingungen und Schutzmechanismen Beachtung finden, die es verhindern, dass objektiv schlechte Lebensbedingungen in subjektiv wahrgenommene Marginalisierung münden. Insbesondere Beziehungsnetzwerke und Familienanschluss spielen dabei eine wichtige Rolle.

In diesem Zusammenhang wird auch die Frage nach geschlechtsspezifischen Ausgrenzungsmustern gestellt: Unterscheiden sich Arbeitsmarktintegration und soziale Beziehungen in ihrer Bedeutsamkeit bei Frauen und Männern, wenn es um die Aufrechterhaltung gesellschaftlicher Teilhabe geht (Punkt 6.3)?

Das Kapitel schließt mit einer weiteren gruppenspezifischen Betrachtung: Soziale Ausgrenzung im Alter ist anders strukturiert als in vorherigen Lebensabschnitten. Da die Phase der Erwerbstätigkeit abgeschlossen ist und die Arbeitsmarktintegration in den Hintergrund tritt, sind die Erwartungen an gesellschaftliche Integration andere. Vor allem gesundheitliche Probleme beschränken die Teilhabechancen. Auf die entsprechenden spezifischen Deter- minanten sozialer Ausgrenzungserfahrung im Alter soll deshalb gesondert eingegangen werden (Punkt 6.4).

Tabelle 6.1 gibt einen Überblick über die Indikatoren, die für die Operationalisierung von Ausgrenzungsrisiken herangezogen werden.

6.1 Problemlagen in den neunziger Jahren: Entstrukturierung oder Polarisierung?
Wie entwickeln sich im Laufe der 1990er-Jahre die Arbeitsmarktintegration und der materielle Lebensstandard der Menschen? Die Verbreitung objektiver Ausgrenzungsrisiken ist bereits zu Beginn der Arbeit anhand amtlicher Statistiken umschrieben worden (Kapitel 1.3.4): Armut-, Sozialhilfe- und Arbeitslosenquoten sind angestiegen und konzentrieren sich nach wie vor in der Hauptsache bei Personen mit niedrigem Bildungsabschluss, Alleinerziehenden, Migranten oder kranken Menschen.

Die folgende Darstellung ergänzt dieses Bild und konzentriert sich auf die Auskünfte der Befragten zu ihren individuellen Lebensumständen im Laufe der 1990er-Jahre. Drei Bereiche werden dafür ausgewählt: Bewertung der Arbeitsmarktchancen, Zufriedenheit mit Einkommen und Lebensstandard sowie Selbstauskünfte zum individuellen Wohlbefinden.

Abbildungen 6.1 bis 6.5b zeigen die ausgewählten Indikatoren nach Einkommensquintilen, die Wohlstandslagen im sozialstrukturellen gesellschaftlichen Gefüge repräsentieren. Nehmen Unsicherheit und Besorgnis in allen Wohlstandslagen zwischen 1988 und 1998 gleichermaßen zu oder ab?

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